Alternatives-Umfrage Institutionelle Investoren setzten auf Secondaries und fürchten „Zombie-Fonds“

Michael Schad von Coller Capital: „Die Attraktivität von Credit Secondaries wird in dieser Ausgabe des Barometers deutlich und wir glauben, dass diese Anlageklasse das Interesse von LPs auf der ganzen Welt geweckt hat.“

Michael Schad von Coller Capital: „Die Attraktivität von Credit Secondaries wird in dieser Ausgabe des Barometers deutlich und wir glauben, dass diese Anlageklasse das Interesse von LPs auf der ganzen Welt geweckt hat.“ Foto: Coller Capital

Institutionelle Investoren, also Limited Partners (LPs) bei Private-Equity-Fonds, gehen davon aus, dass sie ihre Allokationen in alternativen Anlagen im nächsten Jahr erhöhen werden. Das ist ein Ergebnis der 40. Ausgabe des halbjährlich erscheinenden Global Private Capital Barometers von Coller Capital. Befragt wurden 110 Privatkapital-Anleger aus aller Welt nach ihren aktuellen Einschätzungen. Diese beaufsichtigen ein verwaltetes Vermögen von insgesamt 2,1 Billionen US-Dollar.

31 Prozent wollen demnach die Zielallokation in alternativen Anlagen in den nächsten zwölf Monaten erhöhen, während 59 Prozent von unveränderten Allokationen ausgehen. Für 45 Prozent kommt es dabei am ehesten infrage, ihre Zielallokation in Privatkrediten aufzustocken. 33 Prozent wollen ihre die Allokationen in Infrastruktur und 31 Prozent Private Equity erhöhen. 38 Prozent geben an, voraussichtlich die Allokation in Sekundärmarktanlagen („Secondaries“) an den Privatmärkten zu erhöhen.

Anleger aus dem  APAC-Raum am optimistischsten bei Private Equity

Dies ist laut der Erheber des Barometers ein Signal für den Wunsch der Anleger nach mehr Diversifikation und Liquidität. Die erwartete Aufstockung der Allokationen in alternativen Anlagen spiegele dabei den Optimismus der Anleger in Bezug auf die Höhe der Ausschüttungen wider, insbesondere im Private-Equity-Bereich. 86 Prozent erklären demnach, dass sie für 2024 mit höheren Ausschüttungen von Private-Equity-Managern als im Vorjahr rechnen.

Im Asien-Pazifik-Raum und Nordamerika liegt dieser Wert bei bei 95 beziehungsweise 91 Prozent, gegenüber 77 Prozent in Europa. Die Ergebnisse stützen sich auf die Erfolgsbilanz, die Private Equity in den vergangenen Jahren vorweisen kann. 62 Prozent der Anleger geben an, dass ihr Private-Equity-Portfolio jährliche Nettorenditen von 11 bis 15 Prozent einbrachte, seit Beginn der Investiotionen. 26 Prozent beziffernt die jährliche Nettorendite des Private-Equity-Portfolios auf 16 bis 20 Prozent.

„LPs wollen an ihren Allokationen nicht nur festhalten, sondern sie auf der Suche nach attraktiven, langfristigen risikobereinigten Renditen auch aktiv erhöhen. Das wird nirgendwo deutlicher als bei Secondaries an den Privatmärkten“, sagt Jeremy Coller, Finanzchef und geschäftsführender Gesellschafter von Coller Capital.

In der aktuellen Ausgabe geht das Barometer zudem auf die folgenden Themen ein:

NAV-Finanzierung als Liquiditäts-Tool wird hinterfragt

Die Anleger sind über die zunehmende Verwendung der Finanzierung auf Basis des Nettoinventarwerts (NAV-Finanzierung) in der Private-Equity-Branche geteilter Meinung, scheinen aber akzeptiert zu haben, dass dies so bleiben wird. Während 57 Prozent der Anleger angeben, dass sie davon nicht sehr angetan sind, glauben 48 Prozent, dass die General Partner (GPs) in den nächsten 12 bis 18 Monaten wahrscheinlich eine NAV-Finanzierung nutzen werden.

 

„Die Attraktivität von Credit Secondaries wird in dieser Ausgabe des Barometers deutlich und wir glauben, dass diese Anlageklasse das Interesse von LPs auf der ganzen Welt geweckt hat. Das Barometer zeigt, dass die NAV-Finanzierung für viele LPs derzeit ebenfalls ein wichtiges Thema ist. Aber wie bei den Subscription Lines oder Fortsetzungsfonds der Vergangenheit glauben wir, dass sich mehr LPs mit diesem Instrument anfreunden werden, wenn es in der Branche weiter verbreitet wird“, ordnet Michael Schad, Partner und Leiter von Coller Credit Secondaries ein.

Weitere Kosolidierung in der Private-Equity-Branche wird erwartet

In der Branche ist laut Barometer seit 2021 ein Konsolidierungstrend zu erkennen, der nach Ansicht der Anleger anhalten dürfte. 64 Prozent gehen davon aus, dass wenigstens einer der Private-Equity-Manager, in dem sie aktuell investiert sind, in den nächsten zwei Jahren mit einem anderen Manager fusionieren oder von einem anderen Manager übernommen wird. In Europa rechnen 73 Prozent damit, verglichen mit 59 Prozent in Nordamerika und 55 Prozent im Asien-Pazifik-Raum.

Privatkredite und Infrastruktur

Dem Barometer zufolge wollen 93 Prozent der Anleger ihre Zielallokationen in Privatkrediten in den nächsten zwölf Monaten stabil halten oder erhöhen. 95 Prozent beabsichtigen dies im Infrastrukturbereich. Bei Privatkrediten sehen 70 Prozent die Vergabe vorrangiger Direktkredite im Vergleich vorne. Mezzanine-Darlehen folgen mit 58 Prozent, Konsortialkredite mit 36 Prozent.  Bei Anlagen in private Infrastruktur bevorzugen 31 Prozent Erträge auf Eigenkapitalbasis. 19 Prozent geben Erträgen auf Renditebasis den Vorzug. 50 Prozent wählen beide Wege zu gleichen Teilen.

Asset Management ist Teamwork

Wie stehen LPs zu Star-Dealmakern und deren Bedeutung bei der Erzielung von Performance? 78 Prozent der Befragten gaben an, dass wiederholbare, nachhaltige Prozesse und unternehmensweite Netzwerke die GPs mit der besten Anlageperformance auszeichnen. Nur 22 Prozent glauben, dass ein Star-Dealmaker das entscheidende Kriterium für die leistungsstärksten Manager sei.

 

„Zombie-Fonds“ in bald jedem Portfolio?

48 Prozent halten Fonds in ihrem Private-Equity-Portfolio, die sie als „Zombie-Fonds“ ansehen. Das sind Fonds bei denen die GPs das Management bestehender Portfolios irgendwann einstellen, weil sie keine neuen Mittel beschaffen können. Von den 52 Prozent, die aktuell nach eigenen Aussagen keine Zombie-Fonds halten, glauben 54 Prozent, dass ihre Portfolios später im Zyklus irgendwann Zombie-Fonds enthalten werden.

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