Alternatives in der Corona-Krise, Teil 1 Die Stunde der unverzagten Private-Equity-Investoren

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Wachstumstrend bleibt intakt

Trotz der aktuell angespannten Lage ist davon auszugehen, dass die Investitionen in Private Equity auf mittlere Sicht weiter zulegen werden. Der Datenanbieter Preqin rechnet etwa damit, dass das weltweit verwaltete Vermögen bei alternativen Investments von 10 Billionen US-Dollar im Jahr 2019 auf 14 Billionen US-Dollar im Jahr 2023 steigen könnte. Aktuelle Befragungen, die im April 2020 durchgeführt wurden, deuten darauf hin, dass über 60 Prozent der Investoren an ihren langfristigen Allokationsplänen festhalten wollen, während sogar fast 30 Prozent planen, ihre Alternative-Investment-Allokation zu erhöhen.

Im aktuell schwierigen Marktumfeld profitieren Portfoliounternehmen insbesondere vom operativen Private Equity-Modell. Die Fonds übernehmen jetzt die Rolle des Krisenmanagers und unterstützen die Unternehmen bei den Verhandlungen mit den Banken, bei der Beantragung staatlicher Hilfen und stellen, falls notwendig, weitere Liquidität zur Verfügung. Auch bei operativen Themen wie die Sicherung von Lieferantenketten oder die Erschließung neuer Absatzkanäle sind Private-Equity-Manager behilflich. Das Monitoring wird intensiviert und die Manager können teilweise auf Tagesbasis den Zustand des Unternehmens kontrollieren.

Damit fangen Private-Equity-Manager einen Teil der Sorgen auf, die die Unternehmen derzeit belasten. Zwar sind Unternehmen im Bestand von Private-Equity-Fonds in der Regel höher verschuldet. Doch aktuelle Studien konnten darlegen, dass selbst ein hoher Verschuldungsgrad in der großen Finanzkrise nicht zu höheren Ausfällen bei Portfoliounternehmen geführt hat.

Ausblick

In der aktuellen Krise dürften-Private Equity-Manager kurzfristig dazu gezwungen sein die Kapitalabrufe bei den Investoren zu erhöhen. Dies kann notwendig sein um Kreditlinien auf Fondslevel abzulösen oder Kapital zur Rettung von Portfoliounternehmen bereit zu stellen die in Liquiditätsnöte geraten sind.

Investoren und Private-Equity-Fonds mit noch verbliebenen Dry Powder sollte der Blick zurück auf die große Finanzkrise optimistisch stimmen. Analysen von Datenanbietern zeigen auf, dass 2009 mit eines der stärksten Auflagejahre in der Branche war. Fonds, die damals auf dem Höhepunkt der Krise oder kurz danach neu starteten, erzielten die höchsten Renditen. Gerade bei Primärtransaktionen, und hier insbesondere bei kleinen- und mittelgroßen Transaktionen, könnten sich für Investoren – geschicktes Sourcing vorausgesetzt – ähnlich wie vor zwölf Jahren jetzt wieder attraktive Kaufgelegenheiten ergeben.

Entscheidend für den künftigen Investitionserfolg ist jetzt mehr denn je eine umfangreiche Prüfung der Private-Equity-Manager. Investoren sollten und haben nun die Möglichkeit, genau zu schauen, wie stabil die Strategien und Ansätze der Manager in Krisensituationen reagieren. Die letzte Finanzkrise war eine herausfordernde Belastungsprobe für die Branche und die Asset Manager haben sich seitdem weiter professionalisiert. So spricht vieles dafür, dass sich die Erfolgsstory Private Equity grundsätzlich fortsetzen wird.


Über den Autor:
Sven Czermin ist Co-Leiter Private Equity bei Feri Trust. Für den Vermögensverwalter aus Bad Homburg arbeitet er bereits seit 2015. Zuvor war Czermin rund fünf Jahre im Bereich Transaction Services von KPMG.

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