private banking magazin: Vor 90 Jahren als Bankhaus Dr. Masel in Berlin gestartet, sitzt die heutige Westend Bank in Frankfurt und fokussiert sich auf Kunst und Oldtimer. Ist das nicht zu nischig?
Thomas Ignatzi: Im Gegenteil, als Westend Bank sind wir bewusst in der Nische unterwegs und bieten dort unseren Kunden individuelle Finanzierungslösungen an. Wir beleihen ausschließlich zeitgenössische Kunst und Classic Cars und schöpfen darüber für unsere Kunden Liquidität.
Ein Spezialfinanzierer also.
Ignatzi: Banktechnisch ausgedrückt sind wir wegen der unterliegenden Objekte sowie der Laufzeiten ein objektgedeckter...
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private banking magazin: Vor 90 Jahren als Bankhaus Dr. Masel in Berlin gestartet, sitzt die heutige Westend Bank in Frankfurt und fokussiert sich auf Kunst und Oldtimer. Ist das nicht zu nischig?
Thomas Ignatzi: Im Gegenteil, als Westend Bank sind wir bewusst in der Nische unterwegs und bieten dort unseren Kunden individuelle Finanzierungslösungen an. Wir beleihen ausschließlich zeitgenössische Kunst und Classic Cars und schöpfen darüber für unsere Kunden Liquidität.
Ein Spezialfinanzierer also.
Ignatzi: Banktechnisch ausgedrückt sind wir wegen der unterliegenden Objekte sowie der Laufzeiten ein objektgedeckter Brückenfinanzierer. Angesichts anhaltend niedriger Zinsen und dem steigenden Interesse an alternativen Asset-Klassen bietet diese Nische ein attraktives Potential für weiteres Wachstum. Im Gegensatz zu vielen anderen Marktteilnehmern verfügen wir über ein besonderes Know-how in den genannten Asset-Klassen. Dies macht uns zu einer echten Spezialbank.
In welchen Situationen kommen Vermögende auf Sie zu?
Ignatzi: In der Regel, wenn sie einen kurz- bis mittelfristigen Liquiditätsbedarf haben. Das kann aufgrund von aktuellen Kauf-Opportunitäten oder anderen Investitionen sein. Die typischen Zielkunden sind Kunst- oder Automobileigentümer, beispielsweise Sammler, Galerien, die nicht in Kommission handeln, sondern Eigentümer sind, oder Händler mit einem zu beleihenden Bestand. Wichtig ist immer: Unsere Kunden müssen selbst Eigentümer der Kunstwerke oder Autos sein. Wir begleiten keine Ankaufsfinanzierungen. Da nur das Kunstwerk oder Auto für das Darlehen haftet, müssen wir uneingeschränkten physischen und rechtlichen Zugriff auf die Sachwerte haben.
Sie erwähnten die objektgedeckte Brückenfinanzierung. Wie funktioniert das?
Ignatzi: Nehmen wir das Beispiel Kunst, wo wir von „Art Lending“ sprechen. In diesem Fall ist die Grundstruktur des Geschäfts wie folgt: Der Kunde hat einen Kreditwunsch und ist Eigentümer eines beleihbaren Kunstwerks. Hierbei sollten es sogenannte Blue Chips sein, idealerweise also Künstler wie beispielsweise Andy Warhol oder Gerhard Richter. Der Kunde akzeptiert einen Sicherheiten-Abschlag von in der Regel 50 Prozent auf den plausibilisierten Gutachterwert. Und er akzeptiert, dass das Bild in aller Regel in einem speziellen Sicherheiten-Lager verwahrt wird.
Es kann also nicht zuhause im Wohnzimmer bleiben.
Ignatzi: Doch. Es sind auch sogenannte Sicherungsübereignungen möglich, bei denen das Kunstwerk oder Auto beim Galeristen, Sammler oder Autohändler verbleiben kann. Das Besondere bei diesen sogenannten Non-Recourse-Darlehen ist, dass nur das Kunstwerk – also der Sachwert – haftet. Zudem garantiert der Kunde persönlich, dass das Kunstwerk frei von Rechten Dritter ist.
Wie prüft die Westend Bank die Kunstwerke oder Oldtimer?
Ignatzi: Bevor ein Kunstwerk „Geld schöpfen“ kann, muss es überhaupt beleihbar sein. Dazu führen wir umfangreiche Prüfungen durch und arbeiten mit unabhängigen Gutachtern zusammen. Grundsätzlich begleiten wir Sachwertefinanzierungen ab einem Gegenwert von 100.000 Euro pro Sachwert. In der Regel sind es aber keine Einzelstücke, die wir finanzieren, sondern Sammlungen, so dass das Volumen leicht in Millionenhöhe ist. Auf Basis unserer Bankbilanz und den etablierten Prüfungsprozessen sind wir gut aufgestellt, um derartigen Kundenwünschen nachzukommen.
Beleihen Sie alles an Kunst?
Ignatzi: Nein. Als Bank legen wir großen Wert auf ein angemessenes Risikomanagement. Bei den Alten Meistern, also bei Kunstwerken aus dem 14. bis 18. Jahrhundert wie zum Beispiel von Tizian, Rembrandt oder Tiepolo als auch bei Werken der klassischen Moderne zwischen 1900 und 1945 sind die Risiken sehr hoch, was Fälschungen und Eigentumsnachweise anbetrifft. Entsprechend hoch und kostenintensiv ist der Aufwand der Risikomitigation – man denke nur an Pigmentproben oder Röntgenanalysen. Wir konzentrieren uns daher auf die Beleihung von Kunst nach 1945 – das heißt Post War bis Contemporary Art – Künstler wie Pollock, Warhol, auch Picasso aus dieser Zeit, Zero, Gerhard Richter, Albert Oehlen, Neo Rauch oder Christopher Wool. Das ist unser Sweet-Spot.
Welches Know-how halten Sie für Kunst und Oldtimer vor?
Ignatzi: Auf der einen Seite haben wir interne Expertisen in Person von bankversierten Risikomanagern, aber auch Kunsthistorikern und Autosachverständigen. Auf der anderen Seite greifen wir bei jeder Transaktion auf ein gewachsenes Netzwerk an externen Spezialisten zurück: Gutachter, Kunstsachverständige für Zustandsberichte, spezielle rechtliche und versicherungstechnische Beratung bis hin zu speziellen Lagern. Dies macht es möglich, dass wir einen adäquaten Marktwert ermitteln können, der der Beleihung zugrunde liegt.