Inhabergeführte Merkur Privatbank „Als Unternehmer leben wir den Handschlag“

Marcus Lingel ist persönlich haftender Gesellschafter der Merkur Privatbank

Marcus Lingel ist persönlich haftender Gesellschafter der Merkur Privatbank: Wunsch und Einstellung der Kunden stehen im Zentrum des Handelns der inhabergeführten Münchner Privatbank. Foto: Merkur Privatbank

private banking magazin: Sie bezeichnen sich als größte eigentümergeführte Privatbank Süddeutschlands. Überregional ist die Merkur Privatbank aber kaum bekannt. Woran liegt das? 

Marcus Lingel: Zunächst einmal sind wir erst in den vergangenen Jahren stark gewachsen, also lassen Sie uns noch ein wenig Zeit. Trotz 2,7 Milliarden Euro Bilanzsumme ist es für uns schwer, Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu finden. Wir wären mit einem Schlag bekannt, wenn wir negative Schlagzeilen liefern würden. Das haben wir aber nicht vor.

Gegen den vorherigen Eigentümer und früheren Vorstand der Bank Schilling lief ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. Hatte das Einfluss auf Ihre Übernahme?

Lingel: Das hat mit uns überhaupt nichts zu tun, zumal diese Er­mittlungen zwischenzeitlich eingestellt wurden. Dabei ging es um private Geschäfte des Eigentümers, nicht um Geschäfte der Bank. Mit Übernahme von Schilling war das Thema erledigt. Abseits der Medienberichterstattung waren die örtlichen Reputationsschäden auch nicht groß. Das hat die damalige Bank Schil­ling sehr gut gemanagt, dafür verdient sie Lob.

Die Übernahme war die erste Transaktion in der über 60-jährigen Geschichte der Merkur Bank. Hatten Sie zwischenzeitlich Befürchtungen, sich zu verheben?

Lingel: Wir haben die Bank Schilling nicht mit der Absicht über­nommen, Kostensynergieeffekte zu heben. Sondern wir wollten neue Wachstumsfelder erschließen. Die Merkur Bank war haupt­sächlich im Kreditgeschäft verwurzelt, während sich die Bank Schilling sehr stark auf die Vermögensanlage konzentriert hat. In Zahlen ausgedrückt: Wir hatten vor Übernahme ein Kredit­ buch mit 1,5 Milliarden Euro, die Bank Schilling verfügte über ein Kreditvolumen von rund 500 Millionen Euro. Das Depotvolumen der Merkur Bank betrug 400 Millionen Euro, die Bank Schilling verwaltete 1,7 Milliarden Euro. Insgesamt waren also beide Institute sehr leistungsstark aufgestellt, weshalb wir auf das Thema Wachstum gesetzt haben.

Was ist für Kunden vor Ort vom Kern der Bank Schilling übriggeblieben?

Lingel: Im Prinzip alles, wir haben das Geschäft sogar ausge­baut. Während die technische Migration im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde, dauern die Angleichung und Optimierung der Prozesse noch an. Besonders wichtig ist uns das Zusammen­führen unserer stark gewachsenen Belegschaft. Wir haben alle Mitarbeiter in den Bankentarif übernommen, Sozialleistungen nach oben angepasst, in agiles Arbeiten und technische Ausstat­tung investiert und mit einer Einstellungsoffensive begonnen.

Was zeichnet die Merkur Privatbank aus?

Lingel: Wir sind eigentümergeführt und ich hafte persönlich mit meinem gesamten Vermögen. Dadurch haben wir einen anderen Charakter. Unsere Kultur ist unternehmerisch geprägt, ja, wir leben das Unternehmertum und unterscheiden uns so grund­sätzlich von anderen Häusern. Wir sind selbst Unternehmer und damit absolut verlässlich. Anders ausgedrückt: Wir leben den Handschlag. Was wir sagen, halten wir auch. Der zweite wichtige Punkt ist unser Verantwortungsbewusstsein. Das spielt insbe­sondere im Vermögensanlagegeschäft eine wichtige Rolle. Wenn ich als Bank Vermögen von Kunden verwalte, muss ich bereit sein, die Verantwortung mitzutragen und nicht ausschließlich daran interessiert sein, Geld zu verdienen.

Ist das Ihre Wahrnehmung des deutschen Vermögensverwaltungsmarkts?

Lingel: Das spiegeln uns unsere Kunden so wider. Verantwortung heißt, unabhängig zu sein, und das hängt ganz stark mit der Un­ternehmenskultur zusammen, gerade in der Vermögensanlage. Wir haben keinen Konzern und keine Versicherungsgesellschaft im Hintergrund, sondern sind vollkommen unabhängig in der Produktwahl. Zur Verantwortung einer Bank gehört für mich, dass sie keine eigenen Produkte produziert und diese anbietet. Es dürfen sich nie Interessenskonflikte zu Kunden ergeben.

Lieber verzichten Sie auf den Verdienst, der sich aus einer tieferen Wertschöpfungskette ergeben kann.

Lingel: Klar wollen wir Geld verdienen und natürlich wollen wir auch Finanzprodukte verkaufen, aber es ist für uns vollkommen egal, welcher Name draufsteht. Deswegen müssen wir uns als Bank bemühen, unseren Kunden das Beste in ihrem Interesse anzubieten. Tun wir das nicht, verlassen uns die Kunden, weil sie unzufrieden sind. Dann verlieren wir Ertrag. Wir sind als Unter­nehmer nicht auf kurzfristige Gewinne aus, sondern haben den langfristigen Erfolg im Blick. Daher bin ich überzeugt: Sobald In­teressenskonflikte bestehen, sollte man als Bank das Geschäft nicht eingehen.