Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) steht vor einem größeren Umbruch. Medienberichten zufolge hat CEO Tobias Pross die Belegschaft in einem Townhall-Meeting diese Woche „mit Nachdruck auf harte Zeiten eingestimmt“, berichtet der Branchendienst „Finanz-Szene“ (Bezahlschranke) unter Berufung auf Teilnehmer der Veranstaltung.
Dem Vernehmen nach plant AGI eine „große Restrukturierungsrunde“, zu der auch Stellenstreichungen gehören. „Bloomberg“ (Bezahlschranke) berichtet, die Allianz-Tochter werde „einige Stellen streichen“. Wie viele Mitarbeiter genau betroffen sind, bleibt bislang unklar.
Auf Anfrage dieser Redaktion bestätigte AGI die Umstrukturierungspläne. Ein Unternehmenssprecher erklärte, der Asset Manager nehme „kontinuierlich Anpassungen vor, um sich mit Blick auf die Zukunft besser aufzustellen und das Wachstum zu beschleunigen“. Konkret bedeute dies, dass „einige Tätigkeiten, die perspektivisch nicht mehr benötigt werden oder auf andere Wege ausgeübt werden können, nicht weitergeführt“ würden. Dies führe dazu, dass „entsprechende Stellen wegfallen oder ausscheidende Mitarbeiter nicht nachbesetzt werden“. Gleichzeitig betonte der Sprecher, AGI investiere weiterhin in sein globales Geschäftsmodell, das Investmentangebot und den Kundenservice.
Allianz prüfte verschiedene Übernahmemodelle
Die Restrukturierung folgt auf gescheiterte Fusionsgespräche. Wie bereits im Dezember bekannt wurde, hatte die Allianz mit dem französischen Vermögensverwalter Amundi über eine mögliche Übernahme von AGI verhandelt. Diese Gespräche wurden jedoch auf Eis gelegt, nachdem sich die Parteien nicht auf eine Struktur für die fusionierte Einheit einigen konnten.
Im Gespräch waren verschiedene Modelle: eine vollständige Übernahme durch Amundi, eine engere Partnerschaft mit signifikantem Anteil der Allianz an AGI oder ein Joint Venture. Parallel sondierte die Allianz auch, ob die Deutsche Bank über deren Vermögensverwaltungstochter DWS mit AGI zusammenarbeiten könnte.
AGI unter Druck: Wettbewerb nimmt zu
Branchenexperten sehen AGI in Gefahr, weiter zurückzufallen. Dies gilt umso mehr, da sich immer mehr Wettbewerber in Europa zusammenschließen, um ihre Marktposition zu stärken. AGI verwaltet ein Vermögen von rund 555 Milliarden Euro (Stand: Juni 2024), während Amundi auf mehr als zwei Billionen Euro kommt und selbst die DWS mehr als 900 Milliarden Euro verwaltet.
Die nun angekündigten Maßnahmen können somit als Plan B nach den gescheiterten Fusionsgesprächen verstanden werden. AGI muss aus eigener Kraft die Wende schaffen – in einem Marktumfeld, das durch steigende Kosten und zunehmenden Margendruck geprägt ist.