Aktives Risikomanagement in der Praxis Anleger müssen unkorrelierte Renditequellen finden

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Einen konträren, langfristigen Ansatz verfolgen

Wir sind der Ansicht, dass die sich verändernde Marktdynamik von Investoren einen konträren Ansatz und eine längerfristige Sicht bei der Risikozuweisung erfordert. Die Finanzmärkte sind komplex: Sie sind stark vernetzt, nicht-linear und wandelbar. Das Marktverhalten wird durch das Anlegerverhalten bestimmt, aber das Anlegerverhalten selbst ist durch das Marktverhalten geprägt. Diese rekursive Beziehung, die sogenannte Reflexivität, spielt eine große Rolle bei der Schaffung und Aufrechterhaltung positiver Feedbackschleifen. 

Boom- und Bust-Zyklen sind natürliche Folgen in einem System, in dem die Interaktionen zwischen den Teilnehmern bedeutender sind als die Aktionen der einzelnen, isolierten Teilnehmer. Und, ähnlich wie in der Natur, sind sie die beständig wirkenden Kräfte, die es den Märkten ermöglichen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Dieser selbstregulierende Mechanismus könnte jedoch durch ein exponentielles Wachstum der regelbasierten Anlagestrategien gefährdet werden, insbesondere durch passive, Intelligent-Beta-, Risk-Parity- und Zielvolatilitätsstrategien. Zu viel Homogenität in den Handlungen der Marktteilnehmer kann zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen führen, was dann zu einem fragileren Investitionsumfeld führt, in dem Trends tendenziell länger anhalten, oft aber brutal umgekehrt werden.

In diesem Szenario müssen Anleger höhere Tracking-Fehler und längere Perioden relativer Unter-Performance akzeptieren, um langfristig eine Outperformance aufzubauen. Anleger dürfen nicht vergessen, dass das reale Anlagerisiko nicht im Tracking Error liegt, sondern darin besteht, Kapital zu verlieren. Sie müssen also aktiv Entscheidungen treffen, um einen dauerhaften Kapitalverlust zu vermeiden.

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Auch wenn viele Anleger angeben, langfristig zu investieren, ist es sehr selten, dass sie kurzfristige Performance- und Benchmark-Vergleiche außer Acht lassen. Die Wahl eines wirklich langfristigen Investitionsansatzes ist eine der wenigen echten Chancen, die Investoren sich erschließen können. Dazu ist es jedoch erforderlich, sich auch gegen die Mehrheit zu stellen und den Mut zu haben, weit genug nach vorn zu schauen.


Über die Autorin:
Fiona Frick ist Vorstandsvorsitzende (CEO) des Schweizer Asset Managers Unigestion. 

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