Analyse von HQ Trust Aktiver US-Fonds oder US-Index – wo lauert das größere Klumpenrisiko?

Aktiv gemanagte Fonds besitzen nicht automatisch ein geringeres „Klumpenrisiko“ als passive Produkte, die sich an Inidzes orientieren.

Aktiv gemanagte Fonds besitzen nicht automatisch ein geringeres „Klumpenrisiko“ als passive Produkte, die sich an Inidzes orientieren. Foto: HQ Trust

Breit diversifizieren, um gut aufgestellt zu sein – diesen Ratschlag hört man als erstes, wenn man investieren möchte. Ein ETF, der einen breit aufgestellten Index nachbildet, scheint da die erste Wahl. Doch Kritiker monieren in letzter Zeit immer öfter ein sogenanntes „Klumpenrisiko“ – also eine starke Konzentration auf wenige Titel. In diesem Fall auf die zehn größten Aktien beziehungsweise die Magnificent Seven (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia, Tesla). Können aktiv gemanagte Fonds hier Abhilfe schaffen? Diese Frage hat Jan Tachtler von HQ Trust untersucht.

Der Kapitalmarktanalyst und Fondsmanager des HQT Megatrends hat dafür die Gesamtportfolios – also sämtliche gehaltenen Aktien – von insgesamt 262 aktiv gemanagten US-Large-Cap-Fonds ausgewertet. Die Fonds gehören drei Bereichen an: Tachtlers Auswertung umfasst 47 Value-Fonds, 88 Growth-Produkte sowie 127 Blend-Fonds, bei denen die Manager mit Blick auf Stil oder Sektor eher ausbalanciert sind. Die sogenannten Full Holdings zog sich Tachtler zum aktuellsten verfügbaren Zeitpunkt.

Seine Erkenntnisse:

  • „Grundsätzlich haben die Kritiker Recht, wenn Sie auf die hohe Konzentration mancher Aktien in den US-Indizes verweisen.“
  • „Wer einen ETF auf einen Aktienindex wie den S&P 500 kauft, investiert zu rund einem Drittel in die Magnificent 7.“
  • „Das gilt auch für den Anteil der Top 10, also der zehn größten Aktien eines Portfolios. Wobei die Schnittmenge zwischen diesen beiden Gruppen aktuell recht groß ist.“

Aber sind nun auch die Klumpenrisiken geringer, wenn Investoren aktiv gemanagte Fonds kaufen? Nicht automatisch, wie Tachtler herausgefunden hat: „Es ist bemerkenswert, wie stark die Portfolios vieler aktiver Manager konzentriert sind. Bei 65 Prozent der untersuchten Fonds ist der Anteil der Top-10-Aktien höher als beim S&P 500. Bei immerhin 20 Prozent trifft das auf den Anteil der Magnificent Seven zu.“

Hier die grafische Übersicht der Ergebnisse:

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Besonders hoch sei die Konzentration in den Growth-Fonds: In 91 Prozent der Produkte ist das Gewicht der Top-10-Aktien sogar noch höher als im Flaggschiffindex S&P 500. Und auch bei den 127 Blend-Fonds treffe das auf mehr als die Hälfte der Fonds zu. Bei sechs Produkten davon macht die Top 10 sogar mehr als 60 Prozent der Portfolios aus, wie Tachtler herausgefunden hat.

Etwas anders sieht es bei den untersuchten Value-Fonds aus: Hier hat keines der Produkte ein höheres Mag-Seven-Gewicht als der S&P 500 – was Anleger aber auch nicht weiter überraschen dürfte. „Allerdings liegt der Anteil der größten zehn Aktien immerhin bei 34 Prozent der Value-Produkte über dem des S&P 500.“

Investoren rät Dachfondsmanager Tachtler deshalb, sich vor dem Kauf genau mit dem Fonds zu beschäftigen:

  • „Anleger sollten die Fonds unter die Lupe nehmen, um keine Überraschungen zu erleben und sicherzustellen, dass sie ihr Portfolio weiter diversifizieren.“
  • „Bei der Fondsselektion geht es auch darum, den richtigen Ansatz – aktiv oder passiv – und den richtigen Fonds auszuwählen, da in einer Vergleichsgruppe sehr unterschiedliche Herangehensweisen und damit Risiken vorliegen können.“
  • „Die Unterschiede zwischen den Fonds können enorm sein: Es gibt Growth-Produkte mit einem Magnificent-Seven-Anteil von 8 Prozent und Fonds, in denen diese Aktien knapp 50 Prozent ausmachen.“
  • „Bei Value-Fonds kann der Anteil der Top-10-Holdings zwischen 17 und 54 Prozent liegen – ein großer Unterschied.“
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