Aktiv versus passiv Wenn die Fondsstruktur nicht zur angestrebten Investmentidee passt

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Auch wenn der russische Aktienmarkt ein krasses Beispiel ist, sammelt sich das Anlagerisiko bei ETFs oft in bestimmten Sektoren, Ländern oder Währungen. Das liegt an der nach Volumen gewichteten Marktstruktur der passiven Fonds. Als weiteres Beispiel könnte man eine Zielinvestition in Europa heranziehen. Ein möglicher Index wie der Euro Stoxx 50 stellt weder die wirtschaftliche Bedeutung der einzelnen europäischen Länder adäquat dar, noch passt die Gewichtung der Branchenstruktur zur wirtschaftlichen Bedeutung der Branchen für die europäische Wirtschaft.

So ist bei der Investition in einen ETF auf den Euro Stoxx 50 auf Länderebene zu beachten, dass der Anteil Frankreichs bei etwa 40 Prozent liegt. Die Niederlande und Spanien sind mit je rund 10 Prozent doppelt so hoch gewichtet wie Italien – immerhin die drittgrößte Wirtschaft der Euro-Währungszone, die mit nur 5 Prozent im Index vertreten ist.

Zugleich beträgt der Anteil der Finanztitel rund 18 Prozent. Dieser hohe Bankenanteil hat sich seit der Finanzkrise negativ auf die Performance des Index ausgewirkt, da der Sektor unter den Folgen der Krise und der hohen Regulierung der Branche litt. Einen aktiven Fonds zu finden, der in dieses Zieluniversum investiert und eine Mehrrendite zum Euro Stoxx 50 leistet, ist möglich. Doch langfristig gelingt das nur wenigen Managern.

Das unsystematische Risiko ist im Fall eines ETFs auf den Euro Stoxx 50 im Gegensatz zum Russland-Beispiel breiter gestreut. Damit muss der aktive Fondsmanager in einem sehr gut analysierten Markt einen langfristigen Mehrertrag durch die Titelauswahl nach Kosten erzielen, was eben nur wenigen gelingt. Bei den aktiven Fonds, die das schaffen, ist zudem zu prüfen, ob sie das Anlageuniversum erweitert haben, aber den Euro Stoxx 50 als Benchmark nutzen.

Fazit

Die Frage aktiver versus passiver Fonds ist zwar von Bedeutung. Doch muss zu-dem überprüft werden, in welchen Markt investiert werden soll und ob die Struktur portfoliotheoretischen Überlegungen und zugleich der angestrebten Investmentidee gerecht wird. Das Management, auch der ETFs, ist dann wieder durch den Anleger oder einen Manager zu gewährleisten.



Über den Autor:
Christian Buntrock ist bei Solvecon Invest als Portfoliomanager unter anderem für das Makro- und Renten-Research und das Fondsmanagement mitverantwortlich. Zudem unterstützt der Diplom-Volkswirt Solvecon-Chefanalyst Folker Hellmeyer als Co-Autor des Forex-Reports.

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