Aktiv versus passiv Wenn die Fondsstruktur nicht zur angestrebten Investmentidee passt

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Zielt der Anleger auf eine Investition in den Energiesektor ab, wäre ein ETF auf diese Branche unter Chance- und Risikoaspekten angebrachter. Zum einen lässt sich so das länderspezifische Risiko breiter streuen. Zum anderen ist der ETF als Teil eines Gesamtportfolios zu sehen, in dem die einzelnen Positionen eine ähnliche Gewichtung zueinander haben.

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 Quellen: Factsheet 09/2018, iShares MSCI Russia Ucits ETF Acc; Factsheet 10/2018, Lyxor Russia Ucits ETF Acc; Factsheet 09/2018 Parvest Equity Russia



In der Tabelle sind die fünf Top-Positionen beider ETFs inklusive ihrer Gewichtung aufgeführt. Der größte Teil der Investition in den Energiesektor findet über die vier Titel Lukoil, Gazprom, Tatneft und Novatek statt. Damit ignoriert der Anleger das Einzeltitelrisiko, das von diesen Papieren ausgeht. Investiert er in den Lyxor-ETF, machen sechs Titel 86 Prozent der Gewichtung des Fonds aus. Bei der geringen Zahl der Positionen mag als Alternative eine Direktinvestition sinnvoller sein, um die Kosten für den passiven Fonds zu sparen.

In beiden ETFs hat zudem die Sberbank eine Gewichtung von rund 20 Prozent und weist damit innerhalb des Sektors Finanztitel einen Anteil von etwa 90 und 95 Prozent auf. Ein Effekt der breiten Streuung innerhalb dieses Sektors ist also nicht vorhanden. Dem eingangs vorgestellten Ziel, eine Investition in den russischen Aktienmarkt zu tätigen, um an der Entwicklung der russischen Wirtschaft teilzuhaben, scheint die dargestellte Struktur beider ETFs unter Chance- und Risikoaspekten nicht gerecht zu werden.

Hat ein aktiver Fonds eine bessere Struktur? Als Beispiel wird der Parvest Equity Russia herangezogen. Hier machen die zehn Top-Positionen 59,2 Prozent des Fondsvolumens aus. Bei den beiden ETFs betrug der Anteil 90,4 und 98,3 Prozent. Die Top-Positionen Lukoil und Sberbank haben im Parvest Equity Russia ein Gewicht von 9,6 und 8,7 Prozent. In den ETF-Produkten liegt der Anteil bei jeweils um die 20 Prozent. Das Einzelwertrisiko beim aktiven Fonds ist erheblich geringer.

Der Anteil am Energiesektor beträgt im Parvest Equity Russia nur 32,3 Prozent, die Struktur ist somit erheblich breiter aufgestellt als in den ETFs. Selbst wenn die Fondsmanager nicht in der Lage wären, durch ihre Titelauswahl einen Mehrertrag (Alpha) zu erzielen, verringern sie das unsystematische Risiko besser als die beiden ETFs. Der Preis für die breite Streuung und das aktive Management liegt in diesem Beispiel bei einer Managementgebühr von 1,75 Prozent pro Jahr. Die Kostendifferenz zu den ETFs beträgt also 1,1 Prozentpunkte.

In den zurückliegenden drei Jahren gibt es keinen deutlichen Renditeunterschied zwischen den Fonds. So brachte der Parvest Equity Russia eine jährliche Rendite von 14,5 Prozent bei einer Volatilität von 22,6 Prozent. Der Lyxor Russia ETF hat eine Rendite von 13,4 Prozent bei einer Volatilität von 26,6 Prozent eingefahren. Und der iShares MSCI Russia weist einen jährlichen Ertrag von 13,3 Prozent auf. Die Volatilität beträgt 26,8 Prozent.

Damit ist das Einzeltitelrisiko, welches ein ETF-Anleger zum Beispiel aus der Sberbank mit 20 Prozent Gewichtung trägt, bisher nicht eingetreten. Gleichwohl muss der Anleger entscheiden, ob die Ersparnis dieses Risiko wert ist.