NFS-Experte zu Discount-Zertifikaten So erhöhen Anleger ihre Aktienanzahl ohne Zuzahlung

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Discount-Zertifikate sind neben reinen Partizipationszertifikaten die wohl simpelste Zertifikateform. Zertifikate werden in der Regel von Finanzinstituten begeben, so dass wie bei Anleihen auch ein Bonitätsrisiko hinsichtlich des Emittenten besteht. Im Vergleich zum zugrunde liegenden Basiswert, ist der Erwerb von Discount-Zertifikaten günstiger – was auch die Namensgebung der Papiere erklärt. Im Gegenzug für den Vorteil des diskontierten Erwerbs ist am Laufzeitende die maximale Rückzahlung durch einen Gewinndeckel begrenzt.


Nachstehendes Beispiel soll den praktischen Einsatz im Portfoliokontext erläutern: Ein Anleger hält 100 Aktien A in seinem Bestand. Der Aktienkurs liegt bei 100 Euro. Sein Berater erwartet, dass sich der Aktienwert in den kommenden 12 Monaten seitwärts entwickelt. Er regt daher an, dass der Anleger die Aktien A verkauft. Für den Gegenwert von 10.000 Euro erwirbt er gleichzeitig ein Discount-Zertifikat auf dieselbe Aktie A. Dieses kostet 90 Euro und hat bei einer Laufzeit von einem Jahr einen Gewinndeckel bei 100 Euro.

Der Clou: Durch den geringeren Kaufpreis des Zertifikats im Vergleich zur Aktie kann der Anleger die gekaufte Stückzahl von 100 auf 111,11 Stücke erhöhen, ohne zusätzliche Beträge investieren zu müssen. Ein Jahr später wird das Discount-Zertifikat dann fällig. Zur Feststellung des Rückzahlungswerts wird der Kurs der Aktie A zum Fälligkeitszeitpunkt betrachtet.

  • Notiert die Aktie auf oder über 100 Euro, so erfolgt eine Rückzahlung des Zertifikats in Höhe von 100 Euro. Bei einem Einsatz von 10.000 Euro würde der Anleger 11.111 Euro zurückerhalten.

  • Notiert die Aktie jedoch unter 100 Euro, so erhält der Anleger für jedes Zertifikat eine Aktie geliefert. Somit hat er danach 111,11 Aktien statt nur 100 Aktien. Der anfängliche Tausch der Aktie in das Discount-Zertifikat hat sich somit für ihn gelohnt.

Der Haken aus Investorensicht, im Vergleich zum Halten der Aktie, liegt darin, dass die Aktie sehr stark steigt. Zwar erreicht der Anleger in diesem Fall den Optimalerfolg des Zertifikats von 100 Euro – aber ihm sind noch höhere Gewinne durch die Lappen gegangen. Die Erfahrung lehrt allerdings, dass die allermeisten Anleger auch mit einem kleinen zweistelligen Plus hochzufrieden sind und gerne bereit sind, im Tausch für den vergünstigten Einkauf des Discountzertifikats auf noch höhere Gewinne zu verzichten.

Fazit

Sofern nicht die Erwartung auf sehr stark steigender Aktienkurse besteht, ist es eine sinnvolle Idee, Aktienbestände in Discountzertifikate zu tauschen. Mit dieser Strategie kann auch in seitwärts gerichteten Börsen eine beachtliche Rendite erzielt werden. Zusätzlich fallen bei einer Börsenschwäche Verluste geringer aus, als bei einer direkten Investition in den entsprechenden Basiswert.


Über den Autor:

Torsten Vetter ist Spezialist für Wertpapiere und Anlagezertifikate bei der NFS Netfonds Financial Service. Vor seinem Wechsel zum Hamburger Haftungsdach Anfang 2019 war der 54-Jährige viele Jahre beim Bankhaus Neelmeyer in der Anlageberatung tätig.

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