Über Führungskräfte und Co. Die wichtigsten 11 Erkenntnisse aus Warren Buffetts Brief an seine Aktionäre

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Die wichtigsten 11 Erkenntnisse aus Warren Buffetts Brief an seine Aktionäre
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Warren Buffett

Warren Buffett: „Wir haben Verständnis für geschäftliche Fehler; unsere Toleranz für persönliches Fehlverhalten ist gleich null. “ Foto: Imago Images / Media Punch

1. Warren Buffett über das Geschäftsmodell von Berkshire Hathaway: Erstens investieren wir in Unternehmen, die wir kontrollieren, wobei wir in der Regel 100 Prozent der Anteile erwerben. Berkshire steuert die Kapitalallokation in diesen Tochtergesellschaften und wählt die CEOs aus, die die täglichen Betriebsentscheidungen treffen. Bei der Führung großer Unternehmen sind sowohl Vertrauen als auch Regeln von wesentlicher Bedeutung. Berkshire betont Ersteres in einem ungewöhnlichen – manche würden sagen extremen – Maße. Enttäuschungen sind unvermeidlich. Wir haben Verständnis für geschäftliche Fehler; unsere Toleranz für persönliches Fehlverhalten ist gleich null. In der zweiten Kategorie kaufen wir börsennotierte Aktien, mit denen wir passiv Teile von Unternehmen besitzen. Bitte beachten Sie, dass wir börsennotierte Aktien auf der Grundlage unserer Erwartungen hinsichtlich ihrer langfristigen Geschäftsentwicklung kaufen, nicht weil wir sie als Vehikel für geschickte Käufe und Verkäufe betrachten. Dieser Punkt ist entscheidend: Charlie und ich sind keine Aktienpicker; wir sind Business-Picker.


2. Selbstkritik: Im Laufe der Jahre habe ich viele Fehler gemacht. Daher besteht unsere umfangreiche Sammlung derzeit aus einigen wenigen Unternehmen mit wirklich außergewöhnlichen wirtschaftlichen Merkmalen, aus vielen Unternehmen mit sehr guten wirtschaftlichen Merkmalen und aus einer großen Gruppe von Unternehmen, die marginal sind. Im Laufe der Zeit sind andere Unternehmen, in die ich investiert habe, verschwunden, weil ihre Produkte von der Öffentlichkeit nicht erwünscht waren. Der Kapitalismus hat zwei Seiten: Das System schafft einen ständig wachsenden Haufen von Verlierern, während es gleichzeitig eine Flut von verbesserten Waren und Dienstleistungen hervorbringt. Schumpeter nannte dieses Phänomen „schöpferische Zerstörung“.


3. Über Aktien: Es ist wichtig zu verstehen, dass Aktien oft zu wahrhaft törichten Preisen gehandelt werden, sowohl hoch als auch niedrig. Effiziente Märkte gibt es nur in Lehrbüchern. In Wahrheit sind börsenfähige Aktien und Anleihen rätselhaft, ihr Verhalten ergibt meist nur im Rückblick einen Sinn. Gut laufende Unternehmen sind eine andere Sorte. Sie erzielen manchmal lächerlich höhere Preise als gerechtfertigt, sind aber fast nie zu Schnäppchenpreisen erhältlich. Sofern nicht unter Zwang, verschwendet der Eigentümer eines erfolgreichen Unternehmens keinen Gedanken an einen Verkauf zu einem panikartigen Wert.

4. Über Glück: An dieser Stelle ist ein Zeugnis von mir angebracht: In den 58 Jahren, in denen ich Berkshire verwalte, waren die meisten meiner Entscheidungen zur Kapitalallokation nicht besser als mittelmäßig. In einigen Fällen wurden auch schlechte Entscheidungen von mir durch eine große Portion Glück gerettet. Unsere zufriedenstellenden Ergebnisse stützen sich auf etwa einem Dutzend wirklich guter Entscheidungen.

5. Langer Atem: Im August 1994  schloss Berkshire seinen siebenjährigen Kauf der 400 Millionen Aktien von Coca-Cola, die wir jetzt besitzen, ab. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 1,3 Milliarden US-Dollar – damals eine sehr bedeutende Summe für Berkshire. Die Bardividende, die wir 1994 von Coke erhielten, betrug 75 Millionen Dollar. Bis 2022 war die Dividende auf 704 Millionen Dollar gestiegen. Das Wachstum erfolgte jedes Jahr, so sicher wie mein Geburtstag. Alles, was Charlie und ich tun mussten, war die vierteljährlichen Dividendenschecks von Coke einzulösen. Wir gehen davon aus, dass diese Schecks mit hoher Wahrscheinlichkeit wachsen werden. Mit American Express verhält es sich ähnlich.

 

 

 


6. Über Disziplin: Das Betriebsergebnis des Unternehmens – unser Begriff für das nach den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung ("GAAP") berechnete Einkommen, ausschließlich der Kapitalgewinne oder – Verluste aus Beteiligungen – erreichten mit 30,8 Milliarden Dollar einen Rekord. Charlie und ich konzentrieren uns auf diese operative Zahl und fordern Sie auf, dies ebenfalls zu tun. Die GAAP-Zahl schwankt ohne unsere Anpassung zu jedem Berichtszeitpunkt wild und unberechenbar. Beachten Sie das akrobatische Verhalten im Jahr 2022, das in keiner Weise ungewöhnlich ist.