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Bessere Ausgangsbasis Die Aktien-KGVs bewegen sich auf verlockenden Niveaus

Fed-Chef Jerome Powell bei einer Podiumsdiskussion Ende November 2022

Fed-Chef Jerome Powell bei einer Podiumsdiskussion Ende November 2022: Der US-Notenbank dürfte wohl eine weiche Landung gelingen. In Europa hingegen bleiben die Wachstumsaussichten herausfordernd. Foto: Imago Images / Sipa USA

Als die Anleger Ende 2021 glaubten, den Pandemieschock hinter sich lassen zu können, rechneten nur wenige mit dem Ausbruch des Krieges in Europa einige Wochen später. Eine unmittelbare Auswirkung dieser harten Realität besteht darin, dass die Energiesicherheit in Europa abrupt zum Ende kam und die Energiepreise stark gestiegen sind. Der Gaspreis hat sich verfünffacht und der Ölpreis hat sich innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt. Wir befinden uns damit in einer ernsteren Krise als in den 1970er-Jahren: Bei der heutigen Krise, die uns alle angeht, geht es nicht nur um Energiepreise, sondern auch um die Versorgungssicherheit Europas.

Vincent Hamelink

Die Zentralbanken haben in der Pandemie beherzt gehandelt. Unsere Portfoliomanager wussten von vornherein, dass der Beginn des Straffungszyklus eine heikle Zeit für die Märkte sein würde, mit Turbulenzen, wie sie die heutige Anlegergeneration noch nicht erlebt hat.

Infolge des besonders schwierigen Jahres 2022 haben die Anleger jetzt jedoch bessere Einstiegsmöglichkeiten als noch vor einem Jahr – sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien. Noch vor einem Jahr lag unsere annualisierte Renditeerwartung für die kommenden fünf Jahre bei mageren 3,1 Prozent für ein 50:50 ausgewogenes Portfolio aus europäischen Aktien. Die mittelfristigen Renditeerwartungen sind interessanter geworden, weil die Renditen für festverzinsliche Wertpapiere wieder gestiegen und die Aktienbewertungen gesunken sind. Dementsprechend bewegt sich die Renditeerwartung jetzt um 5,5 Prozent.

2022 war erneut eine Herausforderung

In vielen Ländern ist die Inflation auf ein seit Jahrzehnten nicht mehr gekanntes Niveau geklettert. Die Inflation, die aufgrund von Spannungen in der Lieferkette bereits anzog, wurde durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine noch weiter befeuert. Letzteres hat zu einer schweren Energiekrise in Europa geführt und bringt viele Länder rund um die Welt in Bedrängnis, da die Lebensmittelpreise stark gestiegen sind.

Die anhaltende und sich ausweitende Inflation hat die Zentralbanken dazu veranlasst, ihre akkommodierende Geldpolitik umzukehren: Selten hat die Welt in den vergangenen 50 Jahren einen derart synchronisierten Wechsel zu einer wachstumsbeschränkenden Geldpolitik erlebt! Es überrascht nicht, dass die Anpassung an den Finanzmärkten schmerzhaft war: Die weltweiten Aktien- und Anleihemärkte haben stark an Wert verloren.

 

Im Jahr 2023 dürften die geopolitische Unsicherheit, die gestrafften finanziellen Rahmenbedingungen und die geschwächte Kaufkraft das Wachstum weiter belasten, aber der Höhepunkt der Inflation ist wahrscheinlich erreicht. Die gute Nachricht für die Finanzmärkte ist: Ein Großteil der schlechten Nachrichten scheint bereits eingepreist zu sein.

Geopolitische Spannungen werden auch nach 2023 anhalten

In den vergangenen zehn Jahren ist die Welt von der Ära nach dem Kalten Krieg zu dem übergegangen, was heute oft als „Wettbewerb der Großmächte“ bezeichnet wird – eine Welt des verschärften Ringens um Vorherrschaft zwischen den USA und China sowie zwischen Russland und dem Westen. Es wird erwartet, dass die politische, wirtschaftliche und militärische Auseinandersetzung zwischen dem Westen und Russland bis weit in das Jahr 2023 hinein andauern wird. Auch die Spannungen zwischen den USA und China über den Zugang zu strategischen Technologien sowie die Bedrohung durch eine chinesische Militärintervention in Taiwan werden wahrscheinlich nicht abnehmen. Vor diesem Hintergrund sind die Herausforderungen der globalen Sicherheitspartnerschaften, der finanziellen Integration, der Widerstandsfähigkeit der Lieferketten und die Migrationsproblematik nicht mehr nur im Hintergrund zu sehen: Die Geopolitik wird weiterhin die wirtschaftlichen Aussichten prägen und für Volatilität an den Finanzmärkten sorgen.

Höhere Inflation und geringeres Wachstum als Ausgangsbasis

Neben der geopolitischen Ungewissheit werden auch die restriktiveren finanziellen Bedingungen und die nach wie vor hohe Inflation das globale Wachstum im Jahr 2023 weiter bremsen. Die Zentralbanken der wichtigsten Volkswirtschaften werden sich weiterhin auf die Eindämmung der Inflation konzentrieren. In dem Maße, in dem sich die Konjunktur abschwächt und die Finanzmärkte in Schwierigkeiten geraten, werden die Rufe nach einer Lockerung der geldpolitischen Bedingungen unweigerlich lauter werden. Vor diesem Hintergrund dürfte die konjunkturelle Entwicklung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften im Jahr 2023 unterdurchschnittlich ausfallen.