Bei Family Offices und Großanlegern Warum Agrarinvestments auch in Europa beliebter werden

Annika Wacker von Do Investment

Annika Wacker von Do Investment: „In deutschen Family Offices haben Agrarinvestments häufig einen historischen Ursprung und werden über Generationen hinweg verwaltet und gepflegt.“ Foto: Do Investment

Agrarinvestments haben in den letzten Jahren verstärkt das Interesse institutioneller Investoren und Family Offices geweckt. In den USA ist dieser Trend bereits seit vielen Jahren zu beobachten, europäische Investoren ziehen nun nach. Der Grund für das steigende Interesse ist nicht zuletzt die erzielbare Rendite, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten weltweit durchschnittlich im mittleren bis höheren einstelligen Bereich lag.

 

Die Weltbevölkerung wächst stetig und hat nach Angaben der Vereinten Nationen im vergangenen Jahr die Acht-Milliarden-Marke überschritten. Damit steigt auch die Nachfrage nach Lebensmitteln und Agrarrohstoffen, bei gleichzeitiger Verknappung der verfügbaren Anbauflächen durch Klimawandel, Bodenerosionen und Urbanisierung. Diese gegenläufigen Megatrends machen Agrarland zu einem immer knapperen und wertvolleren Gut – und damit bleiben auch die Aussichten für attraktive Renditen stabil. Dafür spricht auch die Entwicklung des Marktvolumens: Der weltweite Agrarmarkt wuchs von 1,2 Billionen Dollar im Jahr 2022 auf 1,3 Billionen Dollar im Jahr 2023. Bis 2027 soll das Marktvolumen auf 1,9 Billionen US-Dollar steigen.

Investitionen in Agrarland: Portfoliodiversifikation und stabile Renditequelle

Die alternative Anlageklasse wird von Family Offices und institutionellen investoren vor allem unter dem Aspekt der Portfoliodiversifikation eingesetzt, da sie eine geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen aufweist und somit das Gesamtrisiko eines Portfolios reduzieren kann. In der Vergangenheit zeigten sich Agrarinvestments unabhängig von geopolitischen Krisen und Konjunktureinbrüchen als stabiles Investment. Auch im aktuellen inflationären Marktumfeld profitieren Investoren von steigenden Preisen für Agrarrohstoffe, welche wiederum mit den Landpreisen korrelieren.

Die zuvor genannten Eigenschaften machen Agrarinvestments vor allem für langfristig orientierte Investoren interessant, die Werterhalt sowie eine auskömmliche Rendite erwarten. Family Offices, die ihre Vermögensallokation generationenübergreifend planen, sowie institutionelle Investoren, die einen stabilen Cash-Flow suchen, finden in Agrarinvestments einen glättenden Portfoliobaustein sowie eine geeignete Alternative beziehungsweise Ergänzung zu klassischen Immobilieninvestments.

Zugang zu Agrarinvestments bei Family Offices oft historisch bedingt

Während der Erwerb von Aktien von Saatgut- oder Düngemittelproduzenten, Landmaschinenherstellern oder Lebensmittelproduzenten an der Börse vergleichsweise einfach ist, stellt sich eine Investition in Agrarflächen vielerorts komplexer dar. Anders als zum Beispiel in den USA, wo der Agrarmarkt leicht und transparent sowie für jedermann über börsennotierte Reits (Real Estate Investment Trust) investierbar ist, ist der Zugang in Europa oder in Schwellenländern meist nur einem kleinen Anlegerkreis zugänglich und erfordert ein entsprechendes Netzwerk sowie Fachwissen.

 

In deutschen Family Offices haben Agrarinvestments häufig einen historischen Ursprung und werden über Generationen hinweg verwaltet und gepflegt. Dabei handelt es sich in der Regel um landwirtschaftliche Flächen und Güter in Deutschland, die entweder selbst bewirtschaftet oder verpachtet werden. Wenn die Anlageklasse bereits Teil des Portfolios ist und zudem ein erfahrener Beraterstab verfügbar ist, wird auch der Schritt deutlich einfacher, über die Grenzen Deutschlands hinaus in Agrarland zu investieren. Ob ein Family Office allein im Ausland investiert oder aber Investitionen gemeinsam mit Gleichgesinnten in Form von Club Deals oder spezialisierten Fondsstrukturen umsetzt, ist zum einen abhängig vom verfügbaren Investitionsvolumen sowie der grundsätzlichen Strategie des Investments.

Die Markteintrittsbarrieren können dementsprechend in einem neuen Investitionsland sehr hoch sein und die damit verbundenen Kosten ebenfalls. Das Zusammenlegen von Investmentinteressen kann daher sinnvoll sein. Zudem bietet der Einsatz von erfahrenen Asset Managern die Möglichkeit, einen schnellen, effizienten Marktzugang zu erhalten.

Risiken, Eigenheiten und Voraussetzungen für Agrarinvestments

Genauso wie die Agrarinvestments Diversifikation zu liquiden Assets bieten, sind sie aber auch mit spezifischen Risiken verbunden, wie klimatischen Veränderungen, politische Unsicherheit, regulatorische Risiken sowie der Volatilität von Agrarpreisen, wie Weizen und Soja. Die Wahl des Investitionsstandortes sowie die Struktur des Investments sind daher maßgebliche Faktoren für das Risiko-Rendite-Profil von Agrarinvestments.

Apropos Standort: Mit Blick auf die Weltkarte lassen sich fünf Regionen identifizieren, die attraktive Bedingungen für die Landwirtschaft bieten. Dazu gehören Kontinentaleuropa, Teile der USA, Neuseeland und kleinere Gebiete Australiens sowie bestimmte Regionen Südamerikas und Asiens. Die Preise variieren weltweit jedoch stark. In etablierten Märkten sind kaum noch rentable Angebote zu finden, Schwellenländer hingegen bieten meist ein sehr attraktives Preisniveau. Dabei sollten jedoch, neben den geeigneten landwirtschaftlichen Voraussetzungen, die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des jeweiligen Investitionsstandortes nicht außer Acht gelassen werden.