ÄVWL-Chef im Gespräch „Wir übertreffen den Rechnungszins“

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Zu Ihrem Portfolio gehören Stromleitungsnetze, Windparks, Schiffsfinanzierungen und ein großer Batzen Private Equity. Geht es bei der Vielfalt der Anlagen um Rendite oder Streuung?

Mosel: Es geht um beides. Diversifikation ist für uns wichtig. In der internen Verzinsung arbeiten wir nach wie vor mit einem vergleichsweise hohen Rechnungszins von 4 Prozent. Dieser ist direkt an die erwartete Rentenhöhe gekoppelt. Und unsere Mitglieder dürfen darauf vertrauen, dass wir unser Rentenversprechen einhalten.

Demnach müssten Sie über alle Anlagen hinweg mindestens 4 Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaften. Das ist ambitioniert und klingt riskant.

Mosel: Etwa ein Drittel unserer Anlagen klassifizieren wir als liquide, während zwei Drittel des Portfolios aus weniger liquiden Assets bestehen und damit Illiquiditätsprämien verdienen können. Das betrifft unsere Kredit-, Immobilien- und Beteiligungsportfolios. Von unseren Investments erwarten wir stabile Cashflows, um unseren Rentenverpflichtungen nachzukommen. Es geht uns nicht darum, kurzfristig hohe Renditen auszuweisen.

Andere Versorgungswerke mussten den Rechnungszins wiederholt senken. Droht der ÄVWL ein ähnliches Schicksal, wenn die Nettoverzinsung der Anlagen unter den Rechnungszins rutscht?

Mosel: Über alle Anlageklassen hinweg haben wir 2018 eine Rendite von 4,3 Prozent erzielt und damit den Rechnungszins übertroffen. Unser Anlagevermögen beträgt besagte rund 14 Milliarden Euro. Wir streben auch in Zukunft an, den Rechnungszins von 4 Prozent zu erreichen beziehungsweise zu übertreffen.

Stehen Ihren bilanziellen Verpflichtungen genügend Kapitalanlagen gegenüber, sprich: Ist die ÄVWL ausfinanziert?

Mosel: Wir haben uns für das sogenannte offene Deckungsplanverfahren entschieden. Unsere daraus abgeleiteten in der Zukunft liegenden Verpflichtungen sind zu rund 80 Prozent ausfinanziert. Die Vermögenswerte sind vorhanden.

Warum sind nicht 100 Prozent Ihrer Verpflichtungen ausfinanziert?

Mosel: Teil unserer versicherungsmathematischen Kalkulation ist die Erwartung, dass wir dauerhaft neue Zuflüsse bekommen. In der Versicherungstechnik spricht man vom ewigen Neuzugang. Denn es ist ja nicht so, dass wir morgen unsere Tore schließen. Es werden weiterhin Mediziner ausgebildet, die sich in unserer Region ansiedeln und Mitglied in unserem Versorgungswerk werden. Die Finanzierungswirkung der Rentenzahlung wird also teilweise auch durch neue Mitglieder erzielt. 

Quelle: ÄVWL, Stand: 31. Dezember 2018