Absolute Return Wenn Derivate zum Zankapfel werden

Gregor Kuhl ist das Suchen und Herumfragen irgendwann leid. Also legt die Pax-Bank, deren Vermögensverwaltung er leitet, ihren eigenen Investmentfonds auf. So, wie sie ihn mag: als Absolute-Return-Fonds, der nach einem nachhaltigen Ansatz aufgebaut ist. Am 3. Juli 2017 ist es soweit, der Warburg-Pax-Nachhaltig-Ertrag-Fonds (ISIN: DE000A2DJU12) startet. Heute liegt er mit gut 2 Prozent im Plus und hat dabei nur äußerst geringe Risiken durchblitzen lassen. Ein Achtungserfolg in einem Zeitraum, in dem Absolute-Return-Fonds auch schon unter Wasser geblieben sind.

Aber warum wurde Kuhl zuvor nicht fündig? Warum enthält zum Beispiel die Datenbank von www.nachhaltiges-investment.org nur vier Absolute-Return-Fonds? Das lässt sich so erklären: Viele Absolute-Return-Fondsmanager sind gezwungen, mit Derivaten zu arbeiten, um ihre Risikogrenzen einzuhalten. Man kann ein Vermögen noch so schön streuen – wenn es an den Märkten durchweg knallt, trifft es alles außer US- und Bundesanleihen. So geschehen im bisher letzten echten Crash 2008/2009. Wer den Absturz verhindern will, muss über Put-Optionen oder Short-Futures hier und da einen Rettungsring ums Portfolio legen. In Krisenzeiten gewinnen diese Positionen an Wert und fangen damit Verluste auf.

Das Problem ist nur: „Derivate auf Indizes sind meist nicht nachhaltig, weil sie sich auf die gängigen klassischen Indizes beziehen“, sagt Gregor Kuhl. Die Palette an nachhaltigen Indizes sei noch zu jung, als dass es darauf schon ausreichend viele und liquide Derivate geben könnte.

Dabei ist eine Frage berechtigt: Ist es nicht sogar besonders nachhaltig, über Shorts gegen einen abgasverseuchten Index wie den Dax zu wetten? Schließlich würde man bei dessen Absturz ja sogar profitieren. Oder zugespitzt: Könnte man nicht sogar besonders schmutzige Einzelwerte – zum Beispiel Bayer nach dem Monsanto-Kauf – shorten, um an deren Image-Schaden zu verdienen?

Kuhl findet den Gedanken nachvollziehbar, schließt ihn für den Pax-Fonds aber aus: „Man arbeitet ja trotzdem mit diesen Titeln, was wir inhaltlich nicht vertreten möchten. Sie tauchen außerdem im Rechenschaftsbericht auf. Dort ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar, dass man gegen sie wettet.“ Das könne für Missverständnisse sorgen.