Abschreibungen in Millionenhöhe So viel kostet Benko-Pleite die Signal Iduna

Elbtower-Baustelle in der Hamburger Hafen-City

Elbtower-Baustelle in der Hamburger Hafen-City: In rund 100 Metern Höhe wurden die Arbeiten an dem mit 245 Meter geplanten Gebäude eingestellt. Die Signal Iduna geht aber fest davon aus, dass das halbfertige Hochhaus in den kommenden Monaten weitergebaut wird. Foto: Imago Iamges / Markus Matzel

Die Signal Iduna beziffert die Verluste ihres Engagements bei der insolventen Signa-Gruppe: In der aktuell veröffentlichten Bilanz hat sie den Wert ihrer Immobilieninvestments um mehr als 200 Millionen Euro gesenkt, berichtet Martin Berger, Finanzvorstand des Versicherungskonzerns. Demnach habe man erstrangige Anleihen um 70 Prozent ihres Wertes abgeschrieben, was 108 Millionen Euro ausmache. Der Ansatz für 2023 ausgelaufene Genussscheine mit einem Volumen von 50 Millionen Euro wurde sogar in voller Höhe auf null gesenkt.

Weitere 70 Millionen Euro wurden bei einzelnen Projekten gestrichen, deren Verwertung aber noch liefe und die möglicherweise von der Signal Iduna selbst weitergeführt würden. „Insgesamt kostete uns das Thema Signa in diesem Jahr etwa 0,2 Prozentpunkte unserer Rendite.“ Über den gesamten Zeitraum betrachtet, hätten die Versicherten mit diesen Investments jedoch mehr verdient, als die jetzigen Wertkorrekturen vermuten ließen. 

Signa Holding ist in eine Kreditklemme geraten 

Martin Berger, Vorstandsmitglied der Signal Iduna
Martin Berger © SIGNAL IDUNA

Grundsätzlich verteidigt Berger nämlich vehement die 2010 gestartete Zusammenarbeit mit der Ende November in die Insolvenz gerutschte Signa Holding des österreichischen Unternehmers René Benko: „Es war kein intransparentes Investment, es gab Ratings, Berichte von Wirtschaftsprüfern und weitere Informationen.“ Die Innsbrucker Immobilien- und Handelsgesellschaft sei demnach im Bereich der Bestandsimmobilien anfangs sehr langfristig finanziert gewesen und habe einen Zinsvorteil gehabt. Aber dann sei sie zu groß geworden und an die Grenzen ihrer Finanzierungsmöglichkeiten gekommen. „Die Lage hat sich in den Jahren 2022 und 2023 enorm zugespitzt.“ Insbesondere der Prozess gegen Benko in Österreich habe dem Ansehen des Unternehmens so sehr geschadet, dass es in eine Kreditklemme geriet. 

Immobilien in der Niedrigzinsphase enorm wichtig  

„Das Thema Immobilien war für unsere Kapitalanlage in der Niedrigzinsphase enorm wichtig.“ Dabei investiere man in der Regel in Bestandsobjekte und sei nicht als Projektfinanzierer tätig. „Es gibt da eine einzige Ausnahme: Signa.“ Doch 80 Prozent der Investments seien mit erstrangigen Hypotheken grundpfandrechtlich gesichert. Konkret handelt es sich um die Kaufhäuser Oberpollinger in München, Alsterhaus in Hamburg oder Kaufhof in der Hohen Straße in Köln. „Wir erwarten hier keinerlei Verluste, sondern dass wir die ausgeliehenen Gelder im Laufe des Jahres zurückbekommen.“ Denn die entsprechenden Gläubiger seien zwar in die Insolvenz gegangen, aber die Signal Iduna sei in guten Gesprächen mit den Insolvenzverwaltern.  

 

Optimistisch ist Berger auch, dass der vorerst gestoppte Bau des Elbtowers in Hamburg weitergeführt wird, um ihn in voller Höhe zu vollenden. Denn vor einem halben Jahr stellte der beauftragte Baukonzern die Arbeiten an dem mit 245 Meter geplanten Gebäude in rund 100 Metern Höhe ein. „Es ist zwar noch nicht klar, von wem und wann. Aber der 'kurze Olaf' wird nicht so stehen gelassen.“ Derzeit müsse noch das dafür notwendige Geld eingesammelt werden. „Ich bin sehr optimistisch, dass sich eine Investorengruppe findet. Wir planen aber nicht, dazuzugehören.“ Berger führe viele Gespräche mit Investoren, die jetzt zunächst Eigenkapital und später auch Fremdkapital einwerben. Dieser Prozess dauere sicherlich bis in den Herbst an, sodass die Bauarbeiten wohl erst 2025 weitergehen dürften. Bis dahin finanziere der Konzern mit Sitz in Dortmund und Hamburg die Sicherungsmaßnahmen an der Baustelle.  

Signal Iduna wächst über dem Marktdurchschnitt 

Das Gesamtergebnis der Gruppe im Geschäftsjahr 2023 stieg trotz der Abschreibungen in Millionenhöhe um 41,7 Prozent auf 823,6 Millionen Euro. Dies ist unter anderem auf die um 17,8 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro gestiegenen Nettoerträge aus Kapitalanlagen zurückzuführen. Der Zinseffekt zeigt sich auch beim Anstieg der verwalteten Vermögensanlagen um knapp 2 Prozent auf 102,74 Milliarden Euro. Der Schadenaufwand stieg um 4,5 Prozent auf 5,67 Milliarden Euro – vor allem aufgrund höherer Kosten für Schäden infolge der Inflation und höherer Ausgaben in der privaten Krankenversicherung. Die gebuchten Bruttobeiträge der Signal Iduna stiegen im Jahr 2023 um 2,8 Prozent auf 6,65 Milliarden Euro. Damit wuchs die Gruppe im vierten Jahr in Folge über dem Marktdurchschnitt. 

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