Die Nachricht kam in der Nacht. Um 2 Uhr, eine halbe Stunde vor Handelsstart an der Börse Shanghai, informierte die ABN Amro via Adhoc-Meldung, dass sie einen Großteil der Hauck Aufhäuser Lampe vom chinesischen Mischkonzern Fosun übernimmt. Damit baut die niederländische Bank ihre Präsenz auf dem deutschen Private Banking und Wealth Management Markt deutlich aus.
Zehn Stunden nach dem Platzen der Bombe, lud die ABN Amro im Marienforum in Frankfurt zum Pressgespräch. Um 12 Uhr traten Hans Hanegraaf, Vorsitzender der Bethmann Bank und Sprecher der Geschäftsleitung ABN Amro Deutschland, Choy van der Hooft-Cheong, Mitglied des Konzernvorstandes und Stefan Meine, Mitglied der Geschäftsleitung der ABN Amro Deutschland, vor die Mikrofone und äußerten sich zu folgenden Themen:
… über den Zeitpunkt des Zusammenschlusses (Hanegraaf): „Aktuell erwarten wir den Abschluss der Transaktion, also den rechtlichen Vollzug, für das erste Quartal 2025. Bis dahin sind beide rechtlich getrennt und agieren auch im Markt getrennt voneinander. Deshalb ist es uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, Detailfragen zur künftigen Struktur zu beantworten.“
... über Gemeinsamkeiten der Bethmann Bank und HAL (Hanegraaf): „Beide Institute verfolgen einen ‚Entrepreneur & Enterprise‘-Ansatz und passen kulturell zueinander. Darüber hinaus haben die Bethmann Bank und ABN Amro in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Zukäufe im Wealth Management erfolgreich integrieren und zu gemeinsamem Erfolg führen können.“
... über Kostensynergien und einen möglichen Personalabbau (Hanegraaf): „Wir sehen Kosten- und Ertragssynergien von 60 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren, ausgehend von einer gemeinsamen Kostenbasis. Wir können heute aber keine detaillierten Pläne vorlegen, wie sich diese aufschlüsseln. Eines ist klar: Es geht bei diesem Zusammenschluss nicht um Kosteneinsparungen, sondern um eine gemeinsame Wachstumsstrategie.“
... über den Namen der neuen Bank (van der Hooft-Cheong): „Wir werden respektvoll mit den Marken umgehen. Die ABN Amro verfolgt in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden bereits eine Multi-Markenstrategie und wir sehen jeweils einen Mehrwert der Marken wegen ihrer Positionierung in den Heimatmärkten. Hauck Aufhäuser Lampe hat eine starke Position am deutschen Markt. Wir werden hier eine Entscheidung gemeinsam mit HAL treffen.“
... über das künftige Management und die Zukunft von HAL-Vorstandschef Michael Bentlage (van der Hooft-Cheong): „Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir zwei rechtlich unabhängige Einheiten mit getrenntem Management. Wir werden ein gemeinsames Integrationsteam bilden, um herauszufinden, was der beste Weg ist.“
...über nötige Skaleneffekte und das Ertragspotenziale im Wealth Management (Meine): „Deutsche Wealth-Management-Kunden sind sehr anspruchsvoll und haben eine große Auswahl. In so einem kompetitiven Marktumfeld wird scharf bepreist. Das macht uns aber nicht nervös, denn es gibt gewisse Skaleneffekte. Es braucht Größe, um die Basis für Zukunftsinvestitionen in Regulierung, Software, IT und Digitalisierung zu haben.“
... warum die luxemburgischen und irischen Tochtergesellschaften im Asset Servicing beim Deal außen vor bleiben (Hanegraaf): „Fosun möchte beide Geschäftsfelder behalten, weil es in deren Strategie passt. Wir haben eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung beschlossen, um das Geschäft, wie es heute dem Kunden angeboten wird, weiterzuentwickeln.“
… über das künftige Filialnetz und Städte, an denen es zwei Standorte gibt (Meine): „Wir schließen weiße Flecken auf der Karte und freuen uns, wenn wir in großen Städten, zwei starke Teams haben. Aus welcher Immobilie, die dann in einigen Jahren agieren, werden wir sehen. Das ist aber meines Erachtens kein Punkt, der die Kunden und Mitarbeiter wohl umtreibt.“