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Nachdem die Bombe geplatzt war, wurde es ruhig um die ABN Amro und Hauck Aufhäuser Lampe (HAL). Seit Mai ist klar, dass die niederländische Bankengruppe die deutsche Privatbank übernehmen will. Details zur Integration blieben die ABN-Amro-Verantwortlichen auf der damals anberaumten Pressekonferenz weitgehend schuldig. Bis heute gaben die Banken kaum mehr zum Zusammenschluss bekannt.
Umso überraschender, dass Hans Hanegraaf, Vorsitzender der ABN Amro Deutschland und Sprecher der Geschäftsleitung der Bethmann Bank, nun in einem Podcast vom Beratungsunternehmen Kraus & Partner über den Übernahmeprozess spricht. Gemeinsam mit Geschäftsführer Georg Kraus geht Hanegraaf auf die Herausforderungen ein, die auf ihn und die ABN Amro bei der Integration von Hauck Aufhäuser Lampe zukommen.
Hanegraaf: Integration von HAL dürfte bis zu zwei Jahre dauern
Vor allem geht es in dem Gespräch um die psychologische und emotionale Seite des Mergers. „Ich möchte das Gefühl vermeiden, dass es Gewinner und Verlierer gibt“, sagt Hanegraaf, der zudem betont, dass bei der Fusion nicht nur zwei Parteien im Spiel sind. Zwar sei das Geschäft von Hauck Aufhäuser Lampe und der deutschen ABN-Amro-Niederlassung, zu der auch die Bethmann Bank gehört, etwa gleich groß, „doch wir müssen uns auch an die Spielregeln der ABN-Amro-Gruppe halten. Das macht es ein bisschen schwieriger.“
Die ABN Amro hat eine Marktkapitalisierung von etwa 13 Milliarden Euro (Stand Dezember 2024). Für 672 Millionen Euro kauft das Unternehmen die Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe vom chinesischen Fosun-Konzern. Das macht etwa fünf Prozent des Börsenwerts der Niederländer aus. Hanegraafs Folgerung: „Du kannst die Organisation nicht für eine aus Gruppensicht relativ kleine Akquisition anpassen.“
Der rechtliche Abschluss der Transaktion war für das erste Quartal 2025 eingeplant. Bevor die ABN Amro die HAL tatsächlich in den Konzern migriert, dürften vom Zeitpunkt der Ankündigung – also Mai dieses Jahres – eineinhalb bis zwei Jahre vergehen, lässt der Bethmann-Chef durchblicken. Bedeutet: Vor 2026 dürfte der Prozess nicht abgeschlossen sein. Ein langer Zeitraum, in dem die Mitarbeiter beider Banken auch mit Unsicherheit über ihre künftige Rolle leben müssten, so Hanegraaf. „Es gibt Kollegen, die da gut mit umgehen können, andere finden das schwieriger.“ In dieser Phase bestehe die Gefahr, dass Wettbewerber Mitarbeiter der fusionierenden Institute abwerben.
Über Zusammenarbeit mit Michael Bentlage: „Es braucht beide Seiten“
Auch auf die Zusammenarbeit mit dem HAL-Vorstandsvorsitzenden Michael Bentlage geht Hanegraaf ein. „Ich habe viel mit Michael Bentlage gesprochen, um ihm das Gefühl zu geben, dass wir Peers (Gleichberechtigte, d. Red.) sind. [...] Wir wollen etwas für die Zukunft implementieren. Dafür braucht es beide Seiten“, sagt Hanegraaf. Fragen zur Zukunft Bentlages kamen in den vergangenen Monaten mehrfach auf. Laut „Platow“ hat der 60-Jährige seinen Vertrag bei HAL im August um zweieinhalb Jahre verlängert. Ob für Bentlage nach der Integration auch im Management der deutschen ABN-Amro-Niederlassung Platz sein wird, ist weiter unklar.
Klarer scheint indes: Auch im mittleren Management wird die ABN Amro nach dem Zusammenschluss mit HAL Doppelstrukturen abbauen. Das zeigt zum Beispiel ein Blick auf die regionale Aufstellung beider Häuser. In Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart haben sowohl die Bethmann Bank als auch Hauck Aufhäuser Lampe Standorte – und Standortleitungen. Das könne „gut, aber vielleicht auch weniger gut sein“, weil es auch zu Unzufriedenheit bei betroffenen Kollegen führen könne.
Die ABN Amro verwies im Zuge der Transaktion auf „Kosten- und Ertragssynergien“, die sich innerhalb der kommenden drei Jahre auf rund 60 Millionen Euro nach Abzug aller Kosten belaufen könnten. Auf welche Geschäftsbereiche sich die Kosteneinsparungen aufschlüsseln, gab die Bank nicht bekannt.