Gold hat ein gutes Jahr 2023 hinter sich. Gut 13 Prozent legte der Goldpreis zu, auf Euro-Basis waren es knapp 10 Prozent. Die im vergangenen Jahr weiter gestiegenen Zinsen, die eigentlich den Goldpreis eher belasten, wurden von anderen Themen in den Schatten gestellt – von geopolitischen Krisen bis hin zur Hoffnung auf bald wieder sinkende Zinsen. Wie geht es weiter am Edelmetallmarkt? Wir haben fünf Thesen entwickelt, die eine Fortsetzung des Aufwärtstrends stützen.
These 1: Ein neuer Edelmetall-Zyklus beginnt
Der Goldpreis verläuft nicht linear nach oben, sondern bewegt sich in Zyklen. Der erste Gold-Zyklus nach endgültiger Abschaffung des Goldstandards war in den 1970er-Jahren zu beobachten. Nach einer anschließend langen Seitwärtsphase gab es in der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts erneut starken Aufwind. 2011 knackte die Unze Gold kurzfristig die 1.900-Dollar-Marke.
Die Chancen stehen gut, dass der starke Anstieg beim Goldpreis im vergangenen Jahr der Auftakt zum nächsten Edelmetall-Zyklus ist. Vor allem Gold, Silber und Minenaktien sollten die Gewinner dieses neuen Aufwärtstrends sein, für den einige strukturelle Entwicklungen sprechen. Sei es die hohe Inflation, die enormen staatlichen Schuldenberge, anhaltende und neu entstehende geopolitische Unsicherheiten, eine drohende Rezession sowie das große Interesse der Zentralbanken an Gold, vor allem in den Schwellenländern.
These 2: Goldkäufe der Zentralbanken auf Rekordniveau
Zentralbanken stocken ihre Goldreserven auf, allen voran China. Nach dem absoluten Rekordjahr 2022 war auch 2023 die Nachfrage von Zentralbanken nach Gold auf Spitzenniveau. Bis Ende September fielen die Netto-Zentralbankkäufe noch höher aus als im Vorjahreszeitraum. Das World Gold Council rechnet daher damit, dass die Käufe 2023 wieder nahe an der 2022er-Marke liegen werden, vielleicht sogar darüber. Auch die Ergebnisse der Studie „2023 Central Bank Gold Reserves Survey“ stützt diese Entwicklung. 71 Prozent der im Frühjahr 2023 befragten Zentralbanken aus aller Welt rechnen mit steigenden Goldreserven in den nächsten zwölf Monaten, nur ein Prozent erwartet eine Abnahme. Und auf Sicht von fünf Jahren erwarten über 60 Prozent einen höheren durchschnittlichen Goldanteil an den Reserven als heute.
These 3: Schwellenländer bauen Dominanz am Goldmarkt aus
Schwellenländer dominieren sowohl das Goldangebot als auch die Goldnachfrage. In vielen aufstrebenden Ländern ist die inländische Nachfrage hoch. Gold, vor allem in Form von Schmuck, ist ein wichtiges kulturelles Gut, aber auch ein Schutz vor Inflation. Aus geopolitischer Sicht gilt Gold als „neutraler Spieler“ unter den Wertspeichern. In den letzten Jahren ist eine Dedollarisierung zu beobachten. So baut beispielsweise China seine Devisenreserven in US-Dollar schrittweise ab und baut im Gegenzug die Goldreserven aus. In den ersten drei Quartalen 2023 war die People‘s Bank of China unter den Zentralbanken der mit Abstand größte Goldkäufer.
These 4: Goldpreis steigt auf 2.300 bis 2.500 US-Dollar
Der Goldpreis hat in den vergangenen Wochen und Monaten neue Höchststände erreicht. Mehr als 2.100 US-Dollar kostete die Unze Gold zwischenzeitlich Anfang Dezember 2023. Nicht nur auf US-Dollar-Basis wurden neue Allzeithochs markiert, auch in Euro und anderen Währungen kostet Gold so viel wie nie zuvor. Und eine ganze Reihe von Gründen spricht dafür, dass der Aufwärtstrend noch lange nicht am Ende ist. Der Zinserhöhungszyklus ist sowohl in den USA als auch in Europa beendet. Die Aussicht auf sinkende Zinsen steigert die Attraktivität des Edelmetalls. Bei niedrigeren Zinsen sind die Opportunitätskosten von Gold, das weder Zinsen noch Dividende liefert, geringer.
Die anhaltenden geopolitischen Spannungen, allen voran der Krieg in der Ukraine und die Lage in Nahost, sorgen weiterhin für hohe Unsicherheit und treiben Investoren in den krisenresistenten Goldhafen. Auch die wirtschaftliche Situation in wichtigen Volkswirtschaften dürfte den Goldpreis stützen. Der Markt ist zu optimistisch und unterschätzt den Zeitverzug zwischen geldpolitischer Straffung und wirtschaftlichen Folgen. Die Inflation wird in Wellen auftreten und erneut aufflammen. Hinzu kommen eine enorme Verschuldung und hohe Haushaltsdefizite, insbesondere in den USA. Ein weiterer Preistreiber dürften steigende Zuflüsse in Gold-ETFs sein. Diese sind bislang noch weitgehend ausgeblieben, sollten sich bei anhaltenden Preisen über 2.000 Dollar pro Unze aber bald einstellen. Die „Fear of missing out“ (kurz FOMO), also die Angst etwas zu verpassen, ist bei Investoren zu groß.
These 5: Minenaktien schließen zum Großteil die Lücke zu den Edelmetallpreisen
Während sich der Goldpreis zu neuen Höhen aufgeschwungen hat, notieren Goldminenaktien nach wie vor deutlich unter ihrem Allzeithoch. So war beispielsweise der Philadelphia Gold and Silver Index, besser bekannt als XAU-Index, zum Jahresende 2023 gut 80 Prozent von seiner Rekordmarke aus dem Jahr 2011 entfernt.
Gestiegene Kapitalkosten, höhere Lohnkosten, die bei einer Minengesellschaft um die 50 Prozent ausmachen, sowie zunehmende ESG-Bestrebungen von Investoren sorgen zwar für Stress bei den Fördergesellschaften. Das Schlimmste dürfte jedoch bereits eingepreist sein, und wir erwarten eine Bodenbildung bei qualitativ hochwertigen Minenaktien. Der hohe Goldpreis, der unserer Ansicht nach noch weiter steigen wird, treibt den freien Cashflow der Minenaktien nach oben. Das macht den Markt spannend für Investoren. Die Aktienkurse der Minenaktien gehen auf Aufholjagd. Im Umfeld gestiegener Kosten und anderer Herausforderungen ist allerdings eine hohe Unternehmensqualität gefragt.