4. Institutional Investors Forum von Faros Planspiele bei Krypto-Assets, Notenbanken und Großanlegern

Seite 3 / 4

EZB im Visier

Nach dem Ausflug in die Kryptowelt stand ein Vortrag des ebenso renommierten wie viel diskutierten Forschers Gunter Schnabl auf der Konferenz-Agenda. „Deutschlands Perspektiven im Umfeld der EZB-Geldpolitik“, so der Titel seiner Rede (hier finden Sie seine Präsentation). Darin erläuterte der Professor für Wirtschaftspolitik und Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Leipzig, welche Effekte die Politik des billigen Geldes, wie sie die großen Notenbanken seit Jahren betreiben, nicht nur auf Aktienkurse und Immobilienpreise haben, sondern er sieht auch in der wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung Parallelen zur Politik der Notenbanken.

Mit Blick auf die geldpolitischen Expansionsschritte der Zentralbanker in Europa warnte Schnabl vor in seinen Augen fragwürdigen Berechnungsmethoden: In der aktuellen Inflationsberechnung werde beispielsweise die Preisentwicklung selbstgenutzter Immobilien nicht berücksichtigt. Die Inflation wäre höher und die Reallöhne niedriger, wenn man die Inflation anders messen würde, argumentierte er. „Die EZB gibt vor, dass sie ihr Mandat der Preisniveaustabilität verteidigt. Aber wie sie diese misst, ist ihre Entscheidung.“ Zwar werde die Entwicklung der Konsumentenpreise gemessen, aber nicht die der Immobilien, der Aktien und die der öffentlichen Güter. 

Vor dem Hintergrund der andauernden Nullzinspolitik der EZB und der in seinen Augen „planwirtschaftlichen Geldpolitik“ erläuterte Schnabl, wie ein Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes gelingen könne. Dazu müssten die Notenbanken in den USA, Europa und Japan eng zusammenarbeiten. Damit alle Marktteilnehmer sich darauf vorbereiten könnten, schlägt Schnabl eine schrittweise Zinserhöhung um 25 bis 50 Basispunkte pro Jahr vor. Langfristig käme es zu dadurch zu effizienteren Staatsausgaben, mehr privaten Investitionen, mehr Wettbewerb, Reallohnsteigerungen, mehr Arbeitsplatzsicherheit, besseren Perspektiven für die Jugend, höheren Geburtenraten, stabileren Renten und höheren Renditen für Kapitalanleger. 

Heute müsse man erkennen, dass die Geldpolitik für die Gesellschaft nicht vorteilhaft sei. „Wir müssen früher oder später umkehren – oder wir versinken in globaler Planwirtschaft“, so der Universitätsprofessor. Mit Blick auf die öffentliche Meinung, die da laute „Nur Gelddrucken kann uns helfen“, vermisst der Ökonom, dass eine alternative Hypothese diskutiert werde. Zu einzelnen Anlagemöglichkeiten äußerte Schnabl sich nicht. Aber wie seinen Ausführungen zu entnehmen ist, würden auf eine Umkehr in der Zinspolitik zunächst wohl ein Schock und anschließend ein Aufschwung folgen.