Die Corona-Krise hat die Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen in die Höhe schnellen lassen: Insbesondere aufgrund der beispiellosen staatlichen Konjunkturstützen ist die weltweite Verschuldung auf knapp 280 Billionen US-Dollar gestiegen – das entspricht dem 3,5-fachen der globalen Wirtschaftsleistung (siehe Abbildung 1). Durch steigende private Ersparnisse und das Rekordvolumen der Anleihekäufe seitens der Zentralbanken wurden die rekordhohe Staatsverschuldung allerdings teilweise aufgefangen. Gleichzeitig sanken die Kosten für den Schuldendienst.
Abbildung 1: Die globale Verschuldung in Billionen US-Dollar und im Verhältnis zum globalen BIP
Das veranlasste einige Investoren und Ökonomen zu der Behauptung, dass Schulden keine Rolle mehr spielen. Sie tun es aber sehr wohl. Wir beobachten bereits seit einiger Zeit, dass einige der ärmsten und am höchsten verschuldeten Länder weltweit einen Schuldenerlass fordern.
Unter den wohlhabenden Volkswirtschaften, die Kredite in ihrer eigenen Währung aufnehmen, ist das Risiko eines Zahlungsausfalls trotz hoher und weiter steigender Verschuldung sehr gering. Aber: Wenn sich die Zentralbanken den Finanzierungsbedürfnissen der Politik unterordnen, könnte das schließlich zu Währungskriegen, Kapitalflucht und steigenden Inflationserwartungen führen.
Die anziehende Nachfrage nach alternativen Vermögenswerten wie Gold und Kryptowährungen ist zum Teil auf diese Befürchtung zurückzuführen: Dass die Zentralbanken gezwungen sein könnten, die Schulden von Regierungen zu monetarisieren, die zu einer Verringerung auf ein nachhaltiges Niveau politisch nicht in der Lage oder nicht willens sind.
Auswirkungen einer nicht tragfähigen Verschuldung
Viele der politischen Entscheidungsträger erkennen an, dass Haushaltsdefizite und Schuldenstände auf ein tragfähigeres Niveau gesenkt werden müssen, zumindest schrittweise. Aber die Verringerung der massiven Staatsausgaben und der Geldflut der Zentralbanken wird nicht leicht werden.
Sobald sich die Konjunktur wieder erholt, könnte die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen das Angebot übertreffen und zu einer höheren Inflation führen als bislang erwartet. Die Zentralbanken stünden dann vor einer schwierigen Aufgabe: Sie müssten die Zinsen anheben und die Finanzierungsbedingungen verschärfen, ohne eine stark verschuldete und noch immer fragile Weltwirtschaft zurück in die Rezession zu stürzen.
Wachstumssensitive Papiere würden vor dem Hintergrund steigender Zinsen und eines sich verlangsamenden Wachstums höchstwahrscheinlich leiden. Im Gegenzug dürften Anleger in diesem Umfeld wieder sowohl hochwertige als auch defensive Anlagen bevorzugen, darunter paradoxerweise auch den „sicheren Hafen“ bonitätsstarker Staatsanleihen.
Wahrscheinlicher als Szenarien von Hyperinflation und Zahlungsausfällen könnte sein, dass die Weltwirtschaft in eine Schuldenfalle gerät. Zu viele Schulden belasten mittelfristig das Wachstum und die Investitionen. Dementsprechend könnte eine Deflation statt der Inflation drohen.
In einer solchen Welt würden Anleger dazu neigen, die wenigen Quellen säkularen Wachstums zu suchen, zum Beispiel in der Technologiebranche. Die Renditen von Staatsanleihen hingegen dürften niedrig bleiben und die Suche nach Rendite die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen noch stärker belasten.