20 Jahre VuV „Die Bürokratie für Vermögensverwalter ist grotesk“

Andreas Grünewald und Martin Wiegelmann bilden die Vorstandsspitze des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter.

Andreas Grünewald und Martin Wiegelmann bilden die Vorstandsspitze des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter. Foto: VuV, SMS & Cie.

private banking magazin: Was hat sich seit der VuV-Gründung 1997 radikal für Vermögensverwalter geändert, was war die Konstante?

Andreas Grünewald: Ich habe gerade neulich bei meiner Rede zum 20-jährigen Verbandsjubiläum erwähnt, wie leicht das Arbeiten für Vermögensverwalter im Jahr 1997 gewesen sein muss. Die Bürokratie und das Formularwesen haben in den zurückliegenden Jahren extrem zugenommen und ein geradezu groteskes Ausmaß erreicht. Eine Konstante indes blieben der Beweggrund für die Selbstständigkeit, das Verständnis für den Kunden und die Unabhängigkeit. Trotz der viel kleineren und strukturell unterschiedlich organisierten Unternehmen hat sich dies bewährt und etabliert.

Vergeben Sie für die eigene Verbandsarbeit doch einmal Noten.

Grünewald: Die Bewertung sollten wir besser unseren Mitgliedern überlassen. Ich denke, dass die handelnden Personen zu jeder Zeit die für den VuV zielführenden Projekte vorangetrieben haben. Der Verband ist seit seiner Gründung Schritt für Schritt gewachsen und kann heute auf 20 Jahre Erfahrung zurückblicken. Bei Mifid I haben wir auch damals bereits mit einer Expertenkonferenz zusammengearbeitet und zügig die erforderlichen Unterlagen zur Verfügung gestellt. Im Fall Phoenix haben wir uns sehr stark engagiert und Musterklagen und -prozesse geführt. Letztlich noch bis ins vergangene Jahr 2017, in dem wir eine Verfassungsbeschwerde eingereicht haben. Leider hat gerade das Phoenix- Thema die Verbandsarbeit fast zehn Jahre so stark beschäftigt, dass uns einige nur noch als Ein-Themen-Verband wahrgenommen haben. 2014 entschieden wir daher, zusätzliche Mehrwerte für unsere Mitglieder zu schaffen und setzen dies in 18 Themenfeldern um. Aktuell bestätigen das Mitgliederwachstum – seit Anfang 2017 konnten wir über 40 neue Mitglieder begrüßen – und zahlreiche motivierende Aussagen, dass der VuV auf einem guten Weg ist.

¹) Schätzgröße des Verbands

Ihr Ausblick auf die nächsten 20 Jahre.

Grünewald: Es gilt, sich mit den Herausforderungen der Zukunft auseinanderzusetzen und den Anschluss, zum Beispiel an die digitale und globale Welt, nicht zu verpassen. Wir können uns weiter nach vorne entwickeln, wenn wir genau wie in einem Unternehmen die Kundenorientierung – bei uns ist das die Mitgliederorientierung – in den Mittelpunkt stellen. Zudem gilt es, fachkundiger Ansprechpartner für Politik, Aufsicht und Medien zu sein.

Auf welche drei Errungenschaften kann der VuV stolz sein?

Grünewald: Zu nennen wären die Entwicklung eines eigenen Mustervermögensverwaltungsvertrags im Rahmen von Mifid I, die Einführung unseres verbandseigenen Organisationshandbuchs und dessen Fortentwicklung zum Compliance-Management- System sowie jüngst die Eröffnung der VuV-Akademie – unsere Fort- und Weiterbildungseinrichtung.

In der Schweiz wird oft von einem 20-prozentigen Marktanteil der Vermögensverwalter gesprochen. Ist das die Vorlage für Deutschland?

Grünewald: Zunächst muss man sagen, dass der Schweizer Markt nicht mit dem hiesigen zu vergleichen ist. Deutschland spielt im internationalen Wealth Management nicht in der Liga der Schweiz. Wir schätzen den Marktanteil der unabhängigen Vermögensverwaltung hierzulande auf 5 Prozent. Tendenz steigend. Zinssituation, Börsenlage und vor allem die mangelnde Kreativität der Banken und deren Vertrauensverlust bei den Anlegern werden zu weiterem Marktwachstum führen. Gerade für 2017 bekundeten viele Mitglieder, dass ihr Kundenzuwachs spürbar war.