Die neuen Zinsen „Eine hohe Dividendenrendite ist oftmals ein schlechtes Zeichen“

Seite 2 / 2


Liga der Aristokraten

Der Markt hat für besonders stetige Zahler den Namen Dividenden-Aristokraten erfunden. So hob Coca-Cola vor einem Jahr zum 52. Mal in Folge die Dividende an. Procter & Gamble (Pampers, Ariel, Wella) bringt es sogar auf 58 erhöhte Dividenden in Folge. Und von Johnson-&-Johnson-Finanzchef Dominic Caruso ist dieser Satz überliefert: „Zu Beginn jedes Geschäftsjahrs erhöhen wir immer zuerst einmal die Dividende.“ Stuart Rhodes, dem Caruso das sagte, kam dadurch auf die Idee mit dem M&G Global Dividend.

Solche Aristokraten mögen Fondsmanager wie auch Anleger. Wenn die Aussichten stabil sind, nimmt mancher sogar niedrigere Renditen in Kauf. Zum Beispiel beim Autozulieferer Dürr, den Sebastian Müller sogar mit einer Dividendenrendite von unter 2 Prozent ins Portfolio geholt hat. Der Manager des vor allem auf Sicht von drei Jahren äußerst stark abschneidenden First Private Euro Dividenden Staufer verweist auf die guten Geschäftsaussichten und die niedrige Ausschüttungsquote des Unternehmens – gerade mal 36 Prozent. Da ist also noch Luft nach oben.

>>Vergrößern


Einen ebenfalls unterdurchschnittlichen Dividendenzahler akzeptiert Andreas Zöllner auch für seinen noch nicht fünf Jahre alten, aber sehr gut gestarteten Blackrock European Equity Income (A0P AZR): den Schweizer Dufthersteller Givaudan. Das Management fahre eine klare Dividendenpolitik, meint Zöllner. Er erwarte gutes Wachstum über die kommenden Jahre.

Schon dick dabei mit der Ausschüttung ist dagegen der französische Immobilieninvestor Unibail-Rodamco. Er verwaltet Einkaufszentren und steckte unter anderem 860 Millionen Euro in das Hamburger Prestige-Projekt Hafencity. Die Dividendenrendite liegt jetzt schon bei gut 4 Prozent, die Dividende soll in den nächsten Jahren um 6 bis 7 Prozent weiter wachsen.

Ein interessanter Sonderfall ist derzeit die Öl- und Gasbranche. Der stark gefallene Ölpreis bringt Ölförderer in Schwierigkeiten, Konkurse sind wohl nur eine Frage der Zeit. Dasselbe gilt für die ersten gekürzten Dividenden bei den bislang als sehr zuverlässig geltenden Energieunternehmen. „Basierend auf Aussagenaus der Industrie ist davon auszugehen, dass die Dividenden vorerst noch nicht im großen Stil gekürzt werden. Die Ausschüttungspolitik bleibt damit klar im Interesse der Aktionäre“, heißt es dazu in der Studie der DZ Bank.

Allerdings sinken die Gewinne der Branche schon deutlich. Sollte also der Ölpreis nicht bald nach oben drehen, könnten Dividenden ausfallen, so die DZ Analysten. Doch vorerst bescheren die ebenfalls gesunkenen Aktienkurse Dividendenrenditen zwischen 5 und6 Prozent.

Aktienfondsmanager haben das sehr wohl zur Kenntnis genommen. „Der kollabierte Ölpreis hat ein paar einzigartige Gelegenheiten ergeben“, sagt M&G Mann Rhodes. Vor allem die Anbieter von Energie-Infrastruktur findet er zu Unrecht abgestraft, weil sie gar nicht direkt am Ölpreis hängen. Also griff er beim kanadischen Öltransporteur Gibson Energy zu. Dividendenrendite: 4,5 Prozent.

Threadneedle-Mann Stephen Thornber hält sich dagegen noch zurück und prüft die Faktenlage in den Bilanzen. Allerdings spielt er den Ölpreis über Bande: Im August kaufte er die Aktie von Daimler. Durch steigende Löhne und sinkende Spritkosten fühlten sich die Menschen reicher, so sein Gedanke. Das bringe sie eher dazu, sich ein größeres Auto mit dickerem Motor zu kaufen. „Das bedeutet höhere Gewinnmargen für die Autoproduzenten.“

>>Vergrößern


Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen