Boutiquen in der Asset-Management-Industrie „Derzeit läuft alles auf eine Monokultur hinaus“

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Was hat ein Anleger davon, dass eine Boutique inhabergeführt ist, dass sie klein, schnell und wendig ist?

Andreas Sauer: Entscheidend ist inhabergeführt. Man kann frei von Karrierezwängen und Rechtfertigungsdruck gegenüber Vorgesetzten agieren. Aus eigener Erfahrung halte ich das für ganz wesentlich, um am Kapitalmarkt erfolgreich zu sein. Und die Fokussierung macht den Unterschied. Der Kunde spürt, dass für die Boutique oftmals alles von dem Erfolg einer Anlagestrategie abhängt.

Udo Schicht: Kleinere Einheiten können Entscheidungen bekanntermaßen wesentlich schneller treffen. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass sich ein Unternehmensgebilde bei einer Schwelle von 10 und dann noch mal bei einer Größe von 40 bis 50 Mitarbeitern verändert. Während Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit bei solchen Unternehmensgrößen erhalten bleiben, steigt ab einer gewissen Personalstärke und Spezialisierung der Mitarbeiter die Professionalität der Strukturen und Prozesse. Die ist ein wichtiger Faktor für eine überdurchschnittliche Steigerung der verwalteten Assets – eine Entwicklung, die sich bei vielen erfolgreichen Investmentboutiquen verfolgen lässt.

Holger Leppin: Schlanke Strukturen sind auch kein Selbstzweck. Man darf nicht vergessen, dass auch Boutiquen keine gemeinnützigen Vereine sind und wachsen wollen. Das Management steht dann vor der Herausforderung, sich zu überlegen, wie schnell man wachsen möchte und welche Strukturen benötigt werden. Es gibt positive Fälle, in denen neues Personal an Bord genommen wurde und Strukturen schlank blieben.

Aber auch solche, in denen es nicht so gut funktionierte. Gerade bei kleineren Teams besteht die Gefahr, dass es psychologisch knirschen kann. Denn die Mannschaft muss die Neuen erst einmal absorbieren.