Steigender Wohlstand trotz schwachem Wirtschaftswachtum Chinas Rohstoffhunger ist intakt

Leon Leschus, Volkswirt beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI)

Leon Leschus, Volkswirt beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI)

China hat in den vergangenen zehn Jahren einen starken Einfluss auf die globalen Rohstoffmärkte gewonnen. Beispielsweise hat sich seine Ölnachfrage seit 2000 von täglich 4,5 auf fast 10 Millionen Barrel im Jahr 2013 mehr als verdoppelt.

Auch bei den Industriemetallen hat sich das rasante Wachstum Chinas gezeigt. Bei vielen Metallen liegt sein Anteil an der weltweiten Nachfrage bei über 40 Prozent. Die starke Nachfrage wurde bisher besonders durch das investitions- und exportorientierte Wirtschaftswachstum getrieben. Dadurch entstanden auch Probleme. In einzelnen Branchen wie der Stahl-Industrie entwickelten sich Überkapazitäten.

Gleichzeitig beschwerten sich Handelspartner, dass China ihre Märkte mithilfe eines künstlich niedrig gehaltenen Wechselkurses mit chinesischen Produkten überschwemmt. Die Zentralregierung versucht, den genannten Problemen zu begegnen und das Wirtschaftswachstum stärker auf den Binnenkonsum zu stützen. Was heißt das für Chinas künftige Rohstoffnachfrage? Grundsätzlich wird sich an der hohen Nachfrage nichts ändern.

Der Wohlstand in China nimmt zu

Zwar wächst Chinas Wirtschaft mit rund 7,5 Prozent schwächer als noch vor ein paar Jahren. Allerdings nimmt der Wohlstand in China zu. Die Zahl der Autos steigt weiterhin kräftig. Das Wachstum der chinesischen Nachfrage dürfte bei einigen Rohstoffen schwächer werden, aber absolut gesehen wird das Land weiterhin große zusätzliche Mengen an Rohstoffen benötigen.

Für die Herstellung von Konsumprodukten wie Elektronikerzeugnissen oder Haushaltsgeräten werden auch in Zukunft große Mengen an NE-Metallen nachgefragt. Daneben ist zu erwarten, dass zunehmend Seltene Erden für die Produktion von hochmodernen Displays, Batterien oder Windturbinen verwendet werden.

Die Stahlnachfrage könnte gerade von einer weiteren Verstädterung im nächsten Jahrzehnt profitieren. Im Vergleich zu anderen Metallen könnte die Nachfrage nach Stahl aber verlieren, vor allem wenn sich die Bauindustrie infolge einer restriktiveren Kreditvergabe abkühlen würde.

Im Energiesektor kann es zu größeren Verschiebungen kommen, da China das Ziel hat, das Wachstum umweltfreundlicher zu gestalten. Nach wie vor wird es zur Deckung seines Energiebedarfs auf die verschiedensten Energieträger wie Kohle, Gas und Öl, aber auch auf erneuerbare Energien zurückgreifen müssen. Dies gilt vor allem mit Blick auf den bisher noch niedrigen Energieverbrauch pro Kopf (siehe Chart). Chinas Aufholbedarf ist enorm, was für ein weiter starkes Ansteigen der chinesischen Energienachfrage spricht.

Bei den fossilen Energieträgern könnte eine zunehmende Substitution von Kohle durch Gas die Reduzierung der CO2-Emissionen und Verhinderung von Smog in den Großstädten vorantreiben. Jedoch ist gerade Kohle in China in großen Mengen vorhanden, während Gas importiert werden muss.



Leon Leschus ist seit 2006 beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI). Der Volkswirt ist zuständig für den HWWI-Rohstoffpreisindex. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Ressourcen- sowie der Institutionenökonomik.

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