Die besten Mischfonds Ende der sinkenden Rendite

Es ist doch immer wieder hübsch anzusehen, wie der Börsenmund schmissige Begriffe für neue Phänomene findet. Zum Beispiel den „Greenspan-Put“: Der ehemalige Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, war jahrelang zur Stelle, sobald amerikanische Aktien den Weg in den Keller antraten. Dann drehte er zuverlässig den Geldhahn auf und stabilisierte die Kurse.

Der „Salami-Crash“ von 2000 bis 2003 – weil er scheibchenweise ablief – steckt heute noch manchen Investoren in den Knochen. Und nicht zuletzt gibt es ja noch immer alle möglichen schwarzen Wochentage, bei denen jeder einzelne für einen historischen Aktiencrash steht.

Heute haben wir den Draghi-Put. Er ist der Ausweg für defensive Anleger, die noch irgendwie brauchbare Renditen am Anleihemarkt auft reiben wollen, ohne allzu große Risiken einzugehen. Der Hintergrund: Vor etwas mehr als zwei Jahren kündigte der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, an, alles zu tun, um den Euro zu retten.

Es war der Startschuss für eine beispiellose Rally von Staatsanleihen. Länder, denen der Börsenmund den wenig schmeichelhaft en Titel PIGS – Portugal, Italien, Griechenland, Spanien – gegeben hatte, waren zuvor noch als Pleitekandidaten gehandelt worden. Nun sicherte der Draghi-Put sie ab, Investoren kauft en. Heute zahlen Spanien und Italien gerade einmal 2,5 Prozent für zehnjährige Schulden.

Und das bei einer Haushaltslage, die genauso desolat ist wie zuvor. Der Draghi-Put findet sich heute nicht nur in Rentenfonds wieder. Auch die Manager defensiver Mischfonds, oder auch Multi-Asset-Fonds, haben das Konstrukt für sich entdeckt. In zahlreichen Portfolios finden sich Anleihen von Spanien und Italien. Griechenland eher nicht, so weit geht das Vertrauen dann doch nicht.

Die Manager stehen unter Druck. Schon 2013 kauften Anleger defensive Mischfonds wie verrückt. Dieses Jahr geht es weiter. 25 Milliarden Euro Zuflüsse verzeichnete die Rating-Agentur Morningstar bis Ende Juli in dieser Kategorie. So viel wie in keiner anderen.

Jahrelang hatten Misch-Manager Rückenwind von sinkenden Renditen an den Rentenmärkten. Nur können die nicht ewig weiter sinken. Bei null ist normalerweise Schluss, außer vielleicht bei Bundesanleihen. „Die steigenden Kredit- und Durationsrisiken begrenzen die Wirkung der Bond-Seite als klassischem Risikopuff er“, warnt Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah, der in hausinternen Auswertungen einmal mehr feststellte, dass die meisten Mischfonds ihre Ziele verfehlen und selbst hinter einem einfachen Mischindex zurückbleiben.

Vor allem Manager flexibler Mischfonds würden den Märkten eher hinterherrennen, anstatt rechtzeitig die Portfolios einzustellen, bemängelt Masarwah. Defensive Fonds hätten es da besser. Bei ihnen sind ja Risikopositionen auf ein Maximum begrenzt und damit auch die Fehlergefahr.

Ein Blick in die Datenbank des auf Mischfonds spezialisierten Dienstleisters MMD zeigt, dass die meisten defensiven Mischfonds lediglich aus Aktien und Anleihen bestehen. In der Regel ist die Aktienquote auf 30
Prozent oder weniger begrenzt. Den dicksten Posten machen Staatsanleihen guter Schuldner aus.

Echte defensive Multi-Asset-Fonds sind selten Und hier hat Draghi mit seinem Put das Spektrum vor zwei Jahren einerseits kräftig erweitert und andererseits dafür gesorgt, dass rechtzeitig eingestiegene Fondsmanager enorme Kursgewinne einstreichen konnten. Und noch heute nehmen sie lieber die 2,5 Prozent Rendite von Italien und Spanien als das eine Prozent von Deutschland.

So sind im Kapital Plus von Allianz Global Investors (AGI) Anleihen von Spanien, Italien und Irland gegenüber der Benchmark am stärksten übergewichtet. Der Kapital Plus (WKN: 847625) ist auf Sicht von fünf Jahren der erfolgreichste defensive Mischfonds in der MMD-Datenbank.

Der noch besser platzierte Loomis Sayles Multisector Income (WKN: A0M2UW) ist ein reiner Rentenfonds, der viele verschiedene Anleihearten miteinander kombiniert, aber keine Aktien enthält. Der Kapital Plus profi tiert von drei Faktoren: der Anleihe-Rally in Krisen-Euroländern, der außergewöhnlich guten Aktienauswahl von Starmanager Thorsten Winkelmann und – von seiner starren Gewichtung.

Die Aktienquote liegt bei recht festen 30 Prozent, damit kann Fondsmanager Stefan Kloss nicht auf Fehlsignale aus dem Markt hereinfallen. Echte defensive Multi-Asset-Fonds mit Aktien und Anleihen plus X sind selten. Und wenn es sie gibt, sind sie nicht für den breiten Vertrieb zugelassen.

Zum Beispiel der Premium-Mandat Defensiv (A0L BPG) von AGI, der zwar bei der Performance vorn mitmischt, aber nur exklusiv für Kunden der DVAG aufgelegt ist. Andere wollen lieber im Verborgenen arbeiten und scheuen den Kontakt zur Presse wie der Manager des Multi-Asset Comfort (WKN: A0RKY4) von BNY Mellon, der eine enorm niedrige Volatilität erreichte.

Ein echter, frei zugänglicher Multi-Asset-Fonds mit guter Performance ist der Portfolio Fund Income (WKN: 989240) von Credit Suisse Asset Management. Anleihen haben hier mit einem neutralen Anteil von 62,5 Prozent und einem Minimum von 50 Prozent ein verhältnismäßig geringes Gewicht. „Sie sollen im Prinzip einen konstanten Cashflow bringen“, sagt Fondsmanager Urs Hiller.

Erfolgreiche Mischfonds im direkten Vergleich

Die Tabelle zeigt jene fünf defensiven, vermögensverwaltenden Mischfonds aus der MMD-Datenbank mit dem höchsten Fünf-Jahres-Gewinn. Zudem sind drei im Text genannte und frei käufliche Mischfonds aufgeführt. Die drei Fonds mit den besten Ergebnissen über fünf Jahre zeigt zusätzlich der Chart.

Erfolgreiche Mischfonds und ihre technischen Daten

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Quelle: MMD/ Bloomberg

Aktuell liegt die Quote bei 58,6 Prozent. Hiller bevorzugt Aktien, die er mit 25,7 Prozent übergewichtet hat. Eine Reaktion auf die niedrigen Renditen am Rentenmarkt. Zudem darf Hiller bis zu 20 Prozent Immobilienwerte und Rohstoffe beimischen. So macht zurzeit ein Goldzertifikat 2,5 Prozent des Portfolios aus.

Auch Hiller setzt auf Italien und Spanien. Außerdem hat er Staatsanleihen abgebaut und durch Unternehmensanleihen ersetzt. „Wir haben auch eine Abschwächung der Kreditqualität in Kauf genommen, um höhere laufende Renditen zu erzielen“, sagt der Credit-Suisse-Manager.

Es müssen nicht immer Kurzläufer sein Unter allen Multi-Asset-Fonds sticht einer der wenigen Fonds mit einem Anlagethema heraus: der Guliver Demografie Sicherheit (WKN: A0MQ7W). Dessen Zielallokation sieht 65 Prozent in staatlichen oder staatsnahen Euro-Anleihen vor, weitere 20 Prozent Anleihen in Fremdwährung sowie je 7,5 Prozent in Aktien und Gold oder Goldminenaktien. Dabei zieht sich das Thema Demografie wie ein roter Faden durch alle Investments.

„Wir suchen Länder mit intakter Demografie. Junge Menschen sind nachweislich innovativer und flexibler als ältere, das wirkt sich immer auf die Wirtschaft aus“, sagt Guliver-Gründer Guido Lingnau. Im Detail sieht das so aus, dass sich im Fremdwährungsteil jung bevölkerte Länder wie Tschechien, Brasilien, Polen und Südafrika finden. Eher gediegen geht es dagegen beim 65-prozentigen Sicherungsteil zu.

Wenn es um die Schuldnerqualität geht, hat Lingnau ein klares Motto: Bonität ist wichtiger als Rendite. Also kauft er weiter konsequent Bundes- und Bundesländeranleihen sowie Papiere von der KfW. Die Laufzeit liegt zwischen 5 und 15 Jahren und rolliert. „Immer wenn eine Laufzeit unter fünf Jahre rutscht, tauschen wir das Papier gegen eine fünfzehnjährige Anleihe aus“, erklärt der Fondsmanager.

Damit nutzt er konsequent den Roll-down-Effekt: Einmal gekauft, verkürzen sich die Laufzeiten seiner Anleihen im Portfolio jedes Jahr um ein Jahr. Das senkt automatisch deren Renditen – zumindest bei normal geformter Zinskurve – und stützt damit die Kurse. Lingnau grenzt sich damit von Konkurrenten ab, die ihre Rendite verstärkt in unter klassigen Schuldnern suchen.

Fest steht: Der Rückenwind durch Anleihen lässt nach. Ob PIGS-, Unternehmens-, Hochzins- oder doch Bundesanleihen dann die bessere Wahl sind, wird sich nur im Nachhinein zeigen. Sagt auch der Börsenmund.

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