Der Wert von Banken und Fintechs „Wir befinden uns am Anfang des Fintech-Zyklus“

Gedanken vom Fintech-Experten Spiros Margaris zur Zukunft von Banken (Gods = die Götter) und Fintech-Unternehmen (Ants = die kleinen Ameisen)

Gedanken vom Fintech-Experten Spiros Margaris zur Zukunft von Banken (Gods = die Götter) und Fintech-Unternehmen (Ants = die kleinen Ameisen)

Es werden viele Merkmale von Fintech-Unternehmen (Finanztechnologie) einerseits und Banken andererseits besonders positiv hervorgehoben und natürlich auch genauso viele schlecht geredet. Dabei werden die jeweiligen Geschäftsmodelle als zukunftsweisend oder als nicht mehr überlebensfähig abgehandelt. Da hilft es uns allen, ein wenig Abstand zu gewinnen um eine gesunde Perspektive zu Bewertungen und Zukunftsaussichten einzunehmen.

Es ist nicht alles schlecht bei den Banken, die hier als eine Art Götter von mir bezeichnet werden, da sie mehrheitlich einen viel größeren Kundenstamm und unverhältnismäßig mehr Kundengelder verwalten als die Fintech-Start-ups.

Und ob wir es ihnen zugestehen wollen oder nicht, genießen sie doch trotz ihres angeschlagen Images unser Vertrauen. Wem würde man denn den größten Teil seines Geldes anvertrauen, wenn nicht einer Bank? Das wird sich sicherlich in der Zukunft ändern, aber nicht so schnell, wie manche glauben oder wünschen.

Es ist auch nicht alles schlecht oder gut bei den Fintech-Unternehmen, die hier von mir als die fleißigen Ameisen bezeichnet werden. Sie sind vereinfacht als sehr agil, innovativ und sehr kundenorientiert zu charakterisieren. Kundenzufriedenheit ist sehr wahrscheinlich ihr höchstes Credo.

So sollte es auch sein, um sich von den Banken zu unterscheiden. Die meisten haben aber leider noch nicht genug Kundengelder und/oder einen großen Kundenstamm, aber dafür viel Potential, sind voller Ideen und Innovationen und arbeiten daran, wie sie die Kunden zufrieden stellen können.

Wie schon gesagt, spricht vieles für die beiden Kontrahenten. Nun müssen wir einen Weg finden, um die Bewertungen von Banken und Fintechs in einen logischen Zusammenhang zu bringen, damit wir besser mit den Kursschwankungen und Investitionsopportunitäten umgehen können.

Drei Aspekte der Bewertung

Wenn man von Bewertungen eines Unternehmens ausgeht, dann sehe ich drei Aspekte, die man berücksichtigen sollte.

Erstens bietet das Unternehmen eine Dienstleistung, die von Kunden gefragt wird. Wenn dies der Fall ist, liegt natürlich eine gute Basis für eine positive Unternehmensbewertung vor. Diesen Teil kann man bei beiden, bei Banken und Fintechs als gegeben hinnehmen, jedenfalls für die einigermaßen Erfolgreichen. Beide Akteure sind positiv unterwegs, da beide, Banken (Geldverwaltung, Hypotheken, und so weiter) und Fintechs (Zahlungsverkehr, automatisierte Vermögensverwaltung, und so weiter), einen gefragten Dienst dem Kunden anbieten.

Zweitens lässt sich die fundamentale Bewertung anwenden und evaluieren, worin der Wert des jeweiligen Unternehmens liegt. Das spricht für Banken, bei denen man in der Analyse unter anderem Gewinne, Buchwert und verwaltetes Vermögen berücksichtigen kann.

Viele Fintechs lassen sich damit nicht vergleichen, da sie als junge, wachsendende Start-up-Unternehmen auftreten und noch nicht viel Kapital vorzuweisen haben. Deshalb spricht dieser Bewertungsansatz meistens nicht für sie, jedenfalls nicht in der Wachstumsphase, in der sie sich befinden. Dieser Bewertungs-Ansatz spricht also für Banken und nicht für Fintechs.

Drittens sollte man die Zukunftsaussichten betrachten. Dort geben viele Banken eher ein trüberes Bild ab als die Fintechs, die in ihrer digitalen Ausrichtung eher zukunftsweisende Konzepte mit wenig personalintensiven Automatismen und eine bisher nicht dagewesene Bedienungsfreundlichkeit aufweisen. Deshalb fallen auch die Kurse der Aktien von Unternehmen, die zwar Gewinne verkünden, aber leider auch eine nicht rosige Zukunft projizieren. Dieser Ansatz spricht klar für die Fintech-Branche und nicht für traditionell ausgerichtete Banken.

Wenn einer der drei hier angeführten Ansätze in der Unternehmensbewertung positiv ausfällt, ist ein Überleben möglich, aber nicht sicher. Wenn zwei oder drei Ansätze positiv ausfallen, ergibt sich ein Effekt, der sehr lange beispielsweise bei Apple zu beobachten war, insbesondere hinsichtlich der öffentlichen Bewertung dieses Unternehmens.

Dennoch muss hier gesagt werden, dass die Korrektur der Apple-Aktie immer mehr auf begrenztere Zukunftsaussichten, insbesondere wegen mangelnder Innovationskraft und iPhone-Abhängigkeit des Geschäftsmodells in dem speziellen Wettbewerbsumfeld zurückzuführen ist. Bei Apple sieht es also immer mehr nach zwei von drei erfüllten Punkten statt drei von drei aus.

In den vergangenen fünf bis zehn Jahren haben die meisten Banken „Underperformed“, um nicht zu sagen, manche haben sich sogar katastrophal für die Investoren entwickelt. Dann kamen die Fintechs und neuerdings kommen noch die IT-Giganten, wie Facebook, Amazon, Apple, und andere, die auch noch darin mitmischen wollen, wie die Kundengelder in der Zukunft verteilt werden sollen. Es entwickelt sich also in meinen Augen ein „Perfect Storm“.